Warum Integrität eines der wichtigsten Lebensprinzipien ist

Mehr Selbstdisziplin, größeres Selbstbewusstsein, effektivere Kommunikation mit anderen – für das weite Feld der Persönlichkeitsentwicklung interessieren sich aktuell immer mehr Menschen. Doch die meisten Themen, die Coaches und Autoren medienwirksam beleuchten, fallen eher in den Bereich Selbstoptimierung, anstatt die Entfaltung einer Persönlichkeit von Grund auf zu fördern. Wer das Prinzip „höher, schneller, weiter“ auf das Selbst anwendet, lässt schnell außer Acht, wie wichtig es ist, mit sich selbst im Reinen zu leben. Vor allen anderen Persönlichkeitsmerkmalen zeichnet sich deshalb die Integrität als eines der wichtigsten Lebensprinzipien aus.

Was ist Integrität genau?

Der deutsche Begriff Integrität stammt vom lateinischen Wort integritas. Übersetzt bedeutet es „intakt“, „vollständig“ oder auch „unversehrt“. Folglich meint Integrität bei Personen und Institutionen die Übereinstimmung zwischen den persönlichen Werten und dem tatsächlichen Handeln. Integer ist, wer durch seine Aktionen seinen Idealen folgt und sie nicht verletzt. Im Gegensatz zu korrumpierbaren Menschen, die ihre Handlungen durch äußere Verlockungen und innere Triebe leiten lassen, während ihnen keine festen Werte zugrunde liegen.

Für Integrität bedarf es eigener Werte

Wer integer handeln will, muss ein Wertesystem besitzen, an dem er sich orientieren kann. Diese Werte können einerseits stark gesellschaftlich oder religiös beeinflusst sein (etwa, dass man niemandem körperlichen Schaden zufügen darf) oder sehr individuelle Akzente besitzen (z.B. wie Künstler und Musiker das kreative Schaffen ins Zentrum ihres Lebens stellen). Wie ein Mensch die eigenen Werte entwickelt, ist Teil des Erwachsenwerdens und der Persönlichkeitsentwicklung.

Eltern prägen die Werte ihrer Kinder

Eltern betrachten es als eine ihrer Hauptaufgaben, ihren Kindern gewisse Werte wie Ehrlichkeit, Toleranz und Höflichkeit zu vermitteln. Was viele dabei übersehen: Kinder lernen wesentlich stärker durch das Abschauen vom Verhalten ihrer Mitmenschen als durch das Zuhören. Daher genügt es nicht, Kindern nur verbal darzustellen, welche Werte erwünscht sind („Du sollst immer ehrlich sein!“) – Eltern müssen selbst sichtbar nach den proklamierten Werten leben. Wer Wasser predigt, aber Wein trinkt, verwirrt dagegen seinen Nachwuchs.

Werte der Kinder prägen

Kinder agieren nach Prinzipien, die sie an Erwachsenen sehen

Bereits in den 1960er Jahren zeigte der Psychologe Walter Mischel, wie schwer es Vorschulkindern fällt, eine Linie im Handeln zu finden, wenn Eltern an sich selbst nicht dieselben hohen Ansprüche stellen wie an ihren Nachwuchs.

Wenn sich im experimentellen Spiel der Elternteil für geringe Leistungen mit Süßigkeiten belohnte, während das Kind für ein Bonbon deutlich mehr leisten sollte, wollte das Kind dieses Leistungsniveau nicht mehr beibehalten, sobald man es allein ließ. Wenn der Erziehungsberechtigte dagegen im Spiel vorlebte, dass auch er für Belohnungen bereit war, viel zu leisten, stellte das Kind dieselben hohen Ansprüche an sich, selbst wenn es nicht mehr kontrolliert wurde.
Das Video zeigt eines der bekanntesten Experimente der Psychologie, den sogenannten „Marshmallow-Test“, auf dem die oben genannten Erkenntnisse beruhen.

Wie finden Erwachsene ihr individuelles Wertesystem?

Was man aus der Kindheit mitbekommt, ist häufig ein Mix aus übernommenen Verhaltensweisen der Eltern und der aktiven Ablehnung von Teilen, die bei ihnen beschränkt oder rückständig erschienen (z.B. wenig liberale Vorstellungen zu Sexualität oder Berufswahl). Doch, anstatt dieses reaktive System beizubehalten, sollten junge Erwachsene aktiv nach eigenen Werten suchen.

Eine echte Hilfestellung bietet dabei überraschenderweise der berühmteste philosophische Leitsatz des 18. Jahrhundert. Immanuel Kants Kategorischer Imperativ besagt:

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Obwohl sie nicht ganz bedeutungsgleich sind, macht auch die Goldene Regel „Was du nicht willst, dass man dir tu´, das füg auch keinem andern zu“ deutlich, wie sich Werte identifizieren lassen. Die meisten Menschen wissen nämlich sehr genau, wie sie sich das Idealverhalten ihrer Mitmenschen vorstellen: Der Kollege sollte loyal sein, die Partnerin treu, die Kinder fleißig. Wer diese Prinzipien vehement von anderen fordert, muss konsequenterweise dieselben Maßstäbe bei sich selbst ansetzen und aktiv Loyalität, Treue und Selbstdisziplin leben. Andernfalls wirkt er auf seine Mitmenschen nicht integer.

Ein anderer Weg, sich über die eigenen Werte klar zu werden, funktioniert über Beobachtung. Passende Fragen an sich selbst sind:

  • Welcher Tätigkeit räume ich in meinem Alltag die höchste Priorität ein?
  • Warum ist sie für mich am wichtigsten?
  • Wer sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben?
  • Welche Eigenschaften besitzen sie, die ich über allen anderen Merkmalen schätze?
  • Was ärgert und verletzt mich am Handeln anderer am meisten?
  • Ohne welche Eigenschaft oder Absichten, würde ich mein Leben als sinnlos betrachten?

Anhand dessen, was Menschen als essenziell wichtig betrachten, was sie scharf ablehnen und was sie an anderen bewundern, lassen sich Werte gut identifizieren. Ihre Hierarchie fällt dabei stets individuell aus. Ideale wie

  • Sicherheit
  • Unabhängigkeit
  • finanzieller Wohlstand
  • Nachhaltigkeit
  • Hilfsbereitschaft
  • Toleranz
  • Ehrlichkeit
  • Spiritualität
  • gesellschaftliche Anerkennung
  • körperliche Attraktivität
  • Authentizität
  • Familie
  • Höflichkeit
  • Großzügigkeit
  • Treue

mögen für viele Menschen eine Rolle spielen – allerdings nicht immer im gleichen Maße. Wer eine Liste an Werten für sich selbst identifiziert hat, sollte sie daher im zweiten Schritt gemäß ihrer Wichtigkeit von eins bis zehn bewerten. Die Zehner stellen die unverhandelbaren Leitwerte dar.

Treue zu den eigenen Werten: Ein wichtiger Teil von Integrität

„Leere Worte“ – so bezeichnen wir Aussagen von Menschen, denen keine Taten folgen. Denn nur das Handeln, nicht das Reden gemäß der Leitlinie eigener Wertvorstellungen kennzeichnet eine integre Persönlichkeit. Allerdings gestaltet sich dieser Grundsatz innerhalb der Gesellschaft nicht immer einfach. Wer sich selbst immer treu bleibt, muss zuweilen mit unangenehmen Konsequenzen rechnen – im Kleinen wie im Großen.

Schonungslose Ehrlichkeit, wenn die Partnerin fragt, wie ihr ein extravagantes Kleid steht, kommt vielleicht nicht gut bei ihr an. Doch dieses Beispiel wirkt nebensächlich gegenüber Fällen, in denen ein integres Individuum in Konflikt mit größeren Systemen gerät. Sowohl Hollywood-Filme wie auch die Realität erzählen uns, wie dramatisch sich die Lebenssituation von Menschen zuspitzen kann, die aufgrund eigener moralischer Vorstellungen Skandale im Bereich Umweltschutz, Politik und Finanzen aktiv aufdecken wollen.

Integrität in Wirtschaft und Politik

Integrität ist ein Anspruch, den unsere Gesellschaft auch an öffentliche Institutionen, Politiker und Unternehmen stellt. Die Werte, die wir als Handlungsmaxime zugrunde legen, entnehmen wir entweder der öffentlichen Darstellung einer Partei bzw. Firma oder setzen sie einfach voraus. Nach allgemeinem Verständnis sollten Lebensmittelkonzerne an der gesundheitlichen Unversehrtheit ihrer Kunden interessiert sein, Autohersteller an der Entwicklung emissionsfreier Motoren. Lebensmittel- und Abgas-Skandale halten uns eben deshalb in Atem, weil sie zeigen, wie sehr Unternehmen sich konträr zu gesellschaftlichen Werten verhalten, die sie auf der anderen Seite werbewirksam propagieren.

Unternehmen erwarten Integrität von ihren Mitarbeitern

Unternehmen wiederum prüfen bei Vorstellungsgesprächen und Assessment-Centern genau, inwiefern die Werte des Bewerbers mit den Werten der Firma übereinstimmen. Denn nur, wenn er nicht ständig dazu angehalten wird, gegen die persönlichen Werte zu agieren, kann ein Mitarbeiter sich dem Arbeitgeber gegenüber integer verhalten.

Integrität des Rechtssystems: Hier sind die Werte im historischen Verlauf flexibel

Das Rechtssystem ist ein ideales Beispiel dafür, wie Inhalte der Integrität sich wandeln, wenn Werte sich verändern. Staatsorgane wie Polizei und Richter sind verpflichtet, sich absolut integer gegenüber der geltenden Gesetzgebung zu verhalten. Doch deren Inhalte müssen sich flexibel der Entwicklung einer Gesellschaft und ihren Werten anpassen. Viele Grundsätze, die sich im Nachkriegsdeutschland verändert haben, etwa das Wahlrecht für Frauen oder die Ehe für alle, beeinflussen direkt das Bild der Integrität des Rechtssystems.

Integrität in der Gesellschaft leben – wie geht das?

Die Theorie ist klar. Doch welche Grundsätze machen es dem einzelnen leichter, die persönlichen Wertvorstellungen auch zu verwirklichen?

1. Nie dem ersten Impuls folgen

Fight or Flight – Kampf oder Flucht: Diese archaischen Impulse sendet unser Gehirn sekundenschnell, wenn wir eine Stresssituation wahrnehmen. Dabei ist es körperlich ganz gleich, ob es sich vor Jahrtausenden um einen Säbelzahntiger handelte oder wir heute in eine Konfrontation mit unserem Vorgesetzten oder unserem Partner geraten. Die Amygdala, ein kleiner Teil des limbischen Systems, stößt bei Stress Prozesse an, in denen die Stresshormone Adrenalin und Cortisol den Organismus überfluten.

Fatalerweise stört sie damit die Funktion des Gedächtnisses und des rationalen Denkens. Ein Mensch unter Hochstress kann sich weder an kürzlich gemachten Erfahrungen orientieren, noch ruhig die Tragweite einer Reaktion abschätzen. Selbst Werte, die man eigentlich anstreben will, rücken gehirntechnisch in weite Ferne.

Daher gilt die Regel: Durchatmen und eine Nacht darüber schlafen. Mit mehr emotionalem Abstand ist man wesentlich besser in der Lage, eine Handlungsmöglichkeit zu ersinnen, die konform mit den eigenen Werten geht.

2. Sich eine fundierte Meinung bilden

Wer richtig handeln will, muss nicht nur seine eigenen Werte gut kennen, sondern auch sämtliche relevanten Fakten. Integre Persönlichkeiten lassen ihre Handlungen deshalb nie von Vorurteilen leiten, die sich eventuell unbewusst zu einem frühen Zeitpunkt in ihrem Geist formiert haben. Statt Klischeevorstellungen können nur objektive Informationen zu einer fundierten Meinung beitragen.

Doch diese zu finden gestaltet sich im digitalen Zeitalter nicht immer einfach. Um echte Hintergrundinformationen von Fake News zu unterscheiden, sollten Leser stets prüfen, wer die Quelle ist und wie sie sich in das politische und gesellschaftliche Umfeld einordnen lässt. Im zweiten Schritt vergleicht man die dargestellten Fakten mit den Meldungen anderer Quellen. Meist befindet sich die Wahrheit nicht an einem der medial verbreiteten Extrempunkte, sondern ist irgendwo zwischen zwei Polen angesiedelt.

Meinung bilden

Meinungsbildung am Beispiel Klimawandel
Ein gutes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der Klimawandel. Es gibt eine große Mehrheit von Forschern, die den menschengemachten Klimawandel als Fakt ansehen und eine kleine Gruppe, die das zumindest anzweifelt. Wer hat Recht?

Hier gilt es also darum, die einzelnen Studien und ihre jeweilige Aussagekraft zu prüfen, sich am Ende eine differenziertere Meinung zu bilden und für sich selbst die richtigen Schlüsse zu ziehen. Doch es geht noch weiter: Aus dem Klimawandel leiten sich wiederum weitere Handlungsempfehlungen ab.

Dazu gehört zum Beispiel, ressourcenschonend zu leben und dabei etwa Strom einzusparen. Entsprechende Tipps lassen sich dabei wie Sand am Meer finden – doch welche sind richtig und welche falsch? Auch wenn es kaum zu glauben ist, lauern fast in jedem Bereich Mythen, die sich bei näherer Faktenbetrachtung als falsch oder nur teilweise richtig herausstellen. Aus diesem Grund ist es bei Themen mit hoher persönlicher Bedeutung stets wichtig, alle Fakten zu prüfen und sich erst im nächsten Schritt eine Meinung zu bilden.

3. Werte nicht mit Glaubenssätzen verwechseln

Jeder hegt Annahmen über sich selbst, die sich in Sätzen mit „Ich soll(te)“, „Ich muss“ oder „Ich darf nicht“ formulieren lassen. Darauf folgt meist eine Aussage, die dazu auffordert, immer nett zu sein, nicht faul zu sein und weniger Schokolade zu essen. Glaubenssätze dieser Art weisen meist nicht auf Werte hin, sondern auf tief empfundene Mängel.

Wer glaubt, immer nett sein zu müssen, hat in Wahrheit Angst, seine Meinung zu sagen. Wahrscheinlich deshalb, weil ihm früh suggeriert wurde, dass seine Ansicht nichts zählt. Wer klug ist, trennt konstruktive Werte von dysfunktionalen Glaubenssätzen. Letztere können durchaus tief sitzen und das Leben nach höheren Werten sabotieren.

4. Sich selbst und andere respektieren

Sich selbst lieben und annehmen – das klingt für die einen nach Esoterik, für die anderen nach Narzissmus und Egoismus. Doch das Gegenteil ist wahr: Nur wer an sich selbst lernt, eine Person zu respektieren, kann dieses Muster auch auf sein Gegenüber übertragen.

Respekt und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist gleichzeitig eine essenzielle Voraussetzung für Integrität. Denn nur wer seine eigene Person wichtig nimmt, nimmt auch die eigenen Werte und deren Verwirklichung wichtig. Und erhält ausreichend persönliche Festigkeit, um auch andere Sichtweisen gelten zu lassen. Mängel in der eigenen Integrität können daher grundsätzlich im fehlenden Selbstwertgefühl begründet liegen. Sich selbst lieben zu lernen, eröffnet dann den Weg in ein integres Leben.

5. Widersprüchliche Werte identifizieren und fusionieren

„Ich will kreativ tätig sein … aber ich will auch finanziellen Erfolg haben“ – viele Menschen schaffen es nicht, Integrität in der Gesellschaft zu leben, weil sie sich zwischen widersprüchlichen Werten aufreiben. In diesem Fall sollte der Betreffende sehr genau hinsehen, wie sich das Verhältnis zwischen den Polen tatsächlich gestaltet.

Eine Übung kann sein, die Verbindung beider Werte in unterschiedlicher Weise zu visualisieren:

  • Will hier ein Kreativer vornehmlich Künstler sein und genügt ihm der finanzielle Erfolg, den er etwa durch Design-Aufträge nach Vorgaben der Auftraggeber erreicht?
  • Oder will hier ein Unternehmer ein Business nach konventionellen Gesetzen von BWL und Marketing aufbauen, sich aber nach außen hin ein Image der Kreativität und Individualität zulegen?

Das gedankliche Experimentieren in der Fusion zweier Werte kann hier die Richtung aufzeigen, in der ein Akteur das Gefühl bekommt, sich selbst treu bleiben zu können.

5. Widersprüchliche Werte identifizieren

Integrität erzeugt Vertrauen

Integre Personen sind für ihr Gegenüber transparent – denn ihre Handlungen lassen die leitenden Werte offen zutage treten. Insofern fördert Integrität auch das Vertrauen in Beziehungen, Familien und größeren gesellschaftlichen Strukturen.

Persönliche Integrität kann befreiend wirken

Integrität zu erlangen ist eine Lebensaufgabe. Bereits der bekannte Psychoanalytiker Erik H. Erikson setzte sie an den Höhepunkt der acht Phasen seines Lebenszyklus. Anhand dieses Modells muss ein Erwachsener nach den verschiedenen Entwicklungen des Kindes- und Jugendalters zuerst lernen mit seiner vollentwickelten Persönlichkeit eine Beziehung zu anderen einzugehen. Danach widmet er sich Aufgaben des Erziehens und Weitergebens, indem er Kinder bekommt und auch berufliche Erkenntnisse weiter vorantreibt.

Schließlich erreicht ein Mensch laut Erikson in höherem Alter entweder einen Zustand der vollständigen Ich-Integrität, in der er alle seine Handlungen rückhaltlos bejahen kann, oder hegt verzweifelt den Wunsch, noch einmal leben zu wollen, um es besser zu machen.

Integrität lebt man täglich selbst in Kleinigkeiten

Für einen modernen Anspruch scheint dieses Modell wenig praxisnah. Integrität entwickeln bedeutet für junge und junggebliebene Erwachsene viel mehr, in kleinen Begebenheiten des Alltags stets aufs Neue zu versuchen, den eigenen Werten zu entsprechen aber auch die eigenen Werte immer wieder zu hinterfragen. Diese können sich nämlich im Verlauf des Lebens aufgrund von Erfahrungen deutlich ändern.

Warum erzeugt persönliche Integrität ein Gefühl von Freiheit?

Sich stets an einem festen Wertesystem orientieren – heißt das nicht, latent einen Leistungsdruck zu empfinden? Im Gegenteil! Menschen, die Integrität leben, berichten über ein bislang ungekanntes Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit. Es entsteht, weil andere Negativempfindungen sich auflösen:

1. Weniger Angst

Die größte Hürde, die von integrem Handeln abhält, ist die Angst vor negativen Konsequenzen. Wird meine Partnerin mich ablehnen, wenn ich ihr die Wahrheit sage? Werde ich meinen Arbeitsplatz verlieren, wenn ich öffentlich zu meiner Meinung stehe? All diese quälenden Fragen und Gefühle der Furcht lösen sich auf, wenn jemand persönliche Integrität zum Lebensprinzip erhoben hat.
Natürlich können unangenehme Folgen die Quittung sein, wenn jemand sich selbst absolut treu bleibt – doch langfristig gesehen sind das Gefühl, sich nicht verbiegen zu müssen, und die öffentliche Wahrnehmung als verlässliches Gegenüber die bessere Investition als ein kurzfristiger und mit Unehrlichkeit erkaufter Schutz vor Schaden.

2. Mehr Energie

Innere Widersprüche kosten uns Energie. Denn wer wiederholt in die eine Richtung handelt, während seine Werte in die andere Richtung streben, der gibt seinem Gehirn ein Problem zu knacken. Die Folge: Ständige, auch unbewusste, Beschäftigung damit, wie der bestehende Konflikt aufgehoben werden könnte.
Aus Experimenten wissen Hirnforscher, dass das unterschwellige Durcharbeiten eines ungelösten Problems jede andere Aufgabe beeinträchtigt. Wir können uns schlechter konzentrieren und neigen dazu, unsere Arbeit zu unterbrechen, weil wir unvermittelt wieder an den Konflikt erinnert werden. Wer durch integres Handeln ein inneres Tauziehen vermeidet, hat einen klaren Kopf und befreit sämtliche Energieressourcen für die Realisierung seiner Prinzipien.

Mehr Energie

Fazit

Sich nicht verbiegen, sich selbst treu bleiben – diese Ansprüche sind schnell gestellt, aber nur wenige leben sie. Vor allem deshalb, weil die meisten Menschen verkennen, dass es für Integrität zunächst die Arbeit am eigenen Wertesystem bedarf. Wer es allerdings etabliert hat, der steht zwar in der Pflicht, es zu verteidigen, doch gewinnt reichlich emotionale und gedankliche Freiheit.

Bildquellen:
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