Darf man ein Vorstellungsgespräch abbrechen?

Es gibt Vorstellungsgespräche, da fühlt man sich von Beginn an unwohl – und das nicht etwa aus Nervosität. Nein, manchmal ist einem schlichtweg bereits ab der ersten Minute klar, dass dieser Arbeitgeber sicher nicht infrage kommt. Aber wie verhält man sich in solch einer Situation? Sollte man das Vorstellungsgespräch dennoch professionell bis zum Schluss durchziehen? Oder darf man ein Vorstellungsgespräch auch abbrechen? Wir verraten es euch!

Gründe, die dafür sprechen, ein Vorstellungsgespräch abzubrechen

Es gibt gute Gründe, ein Vorstellungsgespräch abzubrechen. Die häufigsten Gründe, weshalb Bewerber ein Vorstellungsgespräch vorzeitig beenden, sind folgende:

1. Die Stelle entspricht nicht der Ausschreibung

Entspricht die Stelle nicht der Ausschreibung, ist das für viele Bewerber ein Grund, ein Vorstellungsgespräch vorzeitig zu beenden. Stellt der Personaler das Aufgabenprofil also plötzlich ganz anders dar als in der Ausschreibung, ist es durchaus nachvollziehbar, wenn ein Bewerber seine Bewerbung noch einmal infrage stellt und das Vorstellungsgespräch vorzeitig beendet.

2. Die Arbeitsbedingungen sind mies

Findet man im Gespräch und durch Rückfragen heraus, dass die Arbeitsbedingungen schlecht sind (der Arbeitsdruck ist hoch, das Gehalt aber mies), ist das natürlich ebenfalls ein Grund, das Vorstellungsgespräch abzubrechen.

3. Der erste Eindruck ist schlecht; man hat kein gutes Gefühl

Fühlt man sich von Beginn an unwohl, kann dies ebenfalls ein Grund sein, das Vorstellungsgespräch zu verlassen. Ist der erste Eindruck von den Räumlichkeiten, den Kollegen, dem gesprächführenden Vorgesetzten etc. schlecht, gibt es durchaus viele Bewerber, die das Vorstellungsgespräch vorzeitig beenden.

4. Der Personaler stellt unangemessene, unzulässige Fragen

Der wohl triftigste Grund, ein Vorstellungsgespräch abzubrechen, sind unangemessene Fragen. Provoziert ein Personaler immer wieder mit Fragen zur Sexualität, zur Religion etc., ist es absolut nachvollziehbar, wenn ein Bewerber das Vorstellungsgespräch vorzeitig beendet. Zumal das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) klar regelt, welche Fragen als unzulässig gelten. Stellt der Personaler eine unzulässige Frage nach der nächsten, spricht das nicht unbedingt für ihn und somit auch nicht gerade für das Unternehmen, das er vertritt. In diesem Fall ist es durchaus legitim, noch während des Gesprächs Konsequenzen zu ziehen.

Tipps für einen höflichen Abgang

Es gibt durchaus gute, nachvollziehbare Gründe, ein Vorstellungsgespräch abzubrechen. Allerdings solltet ihr keine Schnellschüsse abgeben. Es gilt stets Profi zu bleiben. Auch wenn ihr ein Gespräch tatsächlich vorzeitig beendet, solltet ihr also die Professionalität nicht missen lassen und Haltung bewahren. Damit das gelingt, haben wir ein paar Tipps für euch.

1. Den Gesprächspartner ausreden lassen

Das oberste Gebot lautet: Lasst den Personaler stets aussprechen. Denn: Andere zu unterbrechen, zeugt weder von guten Manieren noch von Professionalität und wirkt noch dazu alles andere als souverän. Ganz gleich also wie sehr euch euer Gesprächspartner nervt, solltet ihr erst dann das Wort ergreifen, wenn er seine Ausführungen beendet hat. Den Personaler zu unterbrechen, wäre schlichtweg stillos.

2. Immer für das Gespräch bedanken

Auch wenn das Vorstellungsgespräch bis dato ziemlich unangenehm war, solltet ihr euch dennoch für das Gespräch und die Zeit, die der Personaler investiert hat, bedanken. Das zeugt von Stil, Professionalität und Anstand. Unabhängig davon, wie mies das Gespräch also verlaufen ist, solltet ihr dennoch anerkennen, dass sich der Personaler Zeit genommen hat.

3. Gesprächsabbruch begründen

Natürlich solltet ihr niemals kommentarlos einfach den Raum verlassen. Das käme reichlich unreif und unprofessionell rüber. Gebt also nicht nur deutlich zu verstehen, dass ihr das Gespräch beenden möchtet, sondern begründet diesen Wunsch auch. Es gilt also z.B. kurz (!) zu erklären, dass ihr inzwischen festgestellt habt, dass das Unternehmen und die Firmenkultur nicht zu euch passen und ihr die Bewerbung daher zurückzieht. Gleichzeitig solltet ihr in ruhigem Ton um Entschuldigung bitten, dass ihr das Gespräch an der Stelle nicht weiter fortsetzen möchtet.

4. Keine Rechtfertigungsdiskussion

Es kann sein, dass der Personaler trotz der höflich formulierten Beendigung des Vorstellungsgesprächs gekränkt reagiert. Lasst euch in solch einem Fall niemals auf eine Rechtfertigungsdiskussion ein. Am besten bittet ihr einfach darum, die Entscheidung zu respektieren und entschuldigt euch für die Umstände, die ihr verursacht habt. Anschließend solltet ihr euch noch einmal für die Chance bedanken, euch beim jeweiligen Unternehmen vorgestellt haben zu dürfen und Bedauern äußern, dass es eben nicht passt.

5. Hand reichen

Habt ihr den Wunsch, das Gespräch zu beendet, hinreichend begründet, solltet ihr dem Gesprächspartner immer zum Abschied die Hand reichen und bis zum Schluss professionell bleiben. Verabschiedet euch höflich und formvollendet.

6. Nicht persönlich werden

Und last but not least solltet ihr niemals persönlich werden. Ganz gleich, wie der Personaler womöglich auf die Beendigung des Vorstellungsgesprächs reagiert. Auch wenn der Gesprächspartner nicht mit derselben Höflichkeit aufwartet wie ihr beim Abbruch des Vorstellungsgesprächs, solltet ihr euch nicht durch mögliche Provokationen à la „Was fällt Ihnen ein?“ aus der Ruhe bringen lassen. Lasst euch niemals auf Rechtfertigungen oder Schuldzuweisungen ein. Zum Streiten gehören immer zwei. Daher gilt es gerade in solchen Situationen ruhig zu bleiben und sich professionell, reif und höflich zu verhalten. Denn dadurch beweist ihr Größe – und der gekränkte Personaler ärgert sich erst recht.

Fazit

Ein Vorstellungsgespräch dient dazu, dass sich beide Parteien – Arbeitnehmer und Arbeitgeber – besser kennenlernen können. Daher hat man natürlich auch als Arbeitnehmer das Recht, ein Gespräch abzubrechen. Allerdings solltet ihr stets professionell bleiben und Haltung bewahren. Und vor allem solltet ihr euch gut überlegen, ob ihr das Gespräch nicht doch durchzieht – auch wenn ihr sicher seid, nicht für diesen Arbeitgeber arbeiten zu wollen. Zum einen, um die Chance zu nutzen, für das nächste Vorstellungsgespräch bei einem anderen Arbeitgeber zu üben. Zum anderen, da Schnellschüsse generell nicht ratsam sind. Denn eines ist klar: Hat man ein Vorstellungsgespräch vorzeitig beendet, wird es definitiv nichts mehr mit dem Job.

Unsere Empfehlung lautet daher: Brecht ein Vorstellungsgespräch nicht ab, sondern nutzt die Gelegenheit eure Selbstpräsentation zu üben und Selbstbewusstsein für das nächste Gespräch zu tanken!

Was denkt ihr? Ist es eurer Meinung nach ein No-Go, ein Vorstellungsgespräch frühzeitig zu beenden? Oder habt ihr vielleicht selbst schon einmal ein Bewerbungsgespräch abgebrochen? Wir freuen uns auf eure Kommentare!

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