15 unangenehme Wahrheiten über das Studieren

Die Schule ist geschafft, nun heißt es: Ab an die Uni! Die meisten Schulabsolventen können den Eintritt ins Studentenleben kaum erwarten. Die Freiheit lockt, die Unabhängigkeit ruft und in absehbarer Zeit könnte das große Geld winken. Eine runde Sache. Zumindest in der Vorstellung. Aber: Häufig liegen im Leben Wunschdenken und Realität allzu weit auseinander. Das gilt leider auch fürs Studieren. Denn: Auch beim Studium gibt es ein paar Dinge, die einem vorher keiner erzählt…

Damit euch die Realität nicht unversehens einholt, möchten wir im Folgenden gerne Tacheles reden. Das sind die 15 unangenehmen Wahrheiten über das Studieren!

1.) Die Studienstrukturen sind unübersichtlich und verwirrend

Der Wechsel von der Schule an die Uni stellt viele erst einmal vor eine Herausforderung. Denn: Die Zeiten, in denen man den Stundenplan in die Hand gedrückt bekam und sich der Unterricht auf ein paar wenige unterschiedliche Räume beschränkte, die noch dazu im selben Gebäude, nämlich der Schule waren, sind vorbei. Von nun an muss man sich selbst um das Zusammenstellen des Stundenplans kümmern, sich auf dem großen Campus auf Hörsaal-Suche begeben und zwischen verschiedenen Gebäuden pendeln, die noch dazu teils meilenweit voneinander entfernt sind. Die Uni ist nämlich keine kleine behütete Schule mehr, sondern der Campus gleicht vielmehr einer eigenen Stadt. Da fällt es schwer, den Durchblick zu behalten. Gerade zu Beginn des Studiums steht man daher oftmals sprichwörtlich wie der Ochs vorm Berg.

Generell muten die Studienstrukturen im Vergleich zur Schulzeit äußerst unübersichtlich und verwirrend an. Welche Module benötigt man? Wie viele Creditpoints sind erforderlich? Welche Leistungs- und Teilnahmescheine braucht man wofür? Et cetera pp. Es wird also eine ganze Weile dauern, bis man sich als Studienanfänger an der Uni zurechtfindet.

2.) Die Uni ist unpersönlich und anonym

Die Uni ist unpersönlich und anonym. Die Professoren halten ihre Vorlesungen nicht selten vor mehreren hundert Studenten und können daher natürlich nicht auf jeden Rücksicht nehmen – selbst wenn sie wollten. Den Professoren ist es also in der Regel egal, ob alle Studenten verstehen, wovon sie sprechen, ob alle beim Schreiben mitkommen oder ob sie die Klausur bestehen oder nicht. Als Student ist man zunächst einmal einer von vielen. Ändern wird sich das erst, wenn man im Studium vorangeschritten ist und die überfüllten Einführungsveranstaltungen hinter sich hat.

Die Uni erfordert daher ein hohes Maß an Eigeninitiative. Und damit sind Studienanfänger eben oftmals zunächst überfordert.

3.) Als Student kommt man sich häufig alleingelassen vor

An deutschen Universitäten sind jeweils mehrere zehntausend Studenten eingeschrieben, in Köln sind es z.B. 52.000, in FFM 48.000 etc. Bei solchen Studentenmassen können sich die Dozenten, wie bereits erwähnt, unmöglich um jeden einzelnen kümmern. Arbeitsmaterialien müssen daher selbst beschafft, der Stoff in Eigenarbeit angeeignet und Probleme allein gelöst werden. Es wird also niemanden geben, der einen an die Hand nimmt, wie das in der Schule die Lehrer gemacht haben. Es gibt zudem keinen Klassenverband mit einem großen Zusammenhalt mehr. Als Student kommt man sich daher häufig verdammt alleingelassen vor.

4.) Als Student ist man chronisch knapp bei Kasse

Der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zufolge hat der Durchschnitts-Student monatlich 918 Euro zur Verfügung. Zieht man die Fixkosten für Miete, Handy, Lernmaterialien, Mobilitätskosten etc. ab, bleibt nicht mehr allzu viel übrig. Mehr als 20 Wochenstunden darf man als Student in der Vorlesungszeit jedoch nicht arbeiten. Andernfalls verliert man den Studentenstatus. Wer studieren will, hat daher etliche Ausgaben, aber kaum eigene Einnahmen. Das monatliche Budget ist also meist sehr begrenzt. Statt essen zu gehen, kommen bei Studenten daher eher Tütensuppen aus dem Discounter auf den Tisch. Sparen, sparen, sparen, lautet nämlich die Devise!

5.) Viele Studiengänge lassen den Praxisbezug vermissen

Die meisten Studiengänge sind sehr theorielastig. Der fehlende Praxisbezug ist besonders für Studienanfänger oftmals enttäuschend. Für den Praxisbezug muss man als Student nämlich meist selbst sorgen, z.B. mit einem Job als Werkstudent oder mit verschiedenen Praktika. Denn leider heißt es in puncto Praxisbezug während der Vorlesungen oftmals: Fehlanzeige!

6.) Der Leistungsdruck ist enorm

Beim Bachelor fließen alle Leistungen in den Modulen in die Abschlussnote ein. Der Druck ist also enorm, was Dauerstress und Prüfungsangst mit sich bringt. Daher sollte man immer genau abwägen, wie viele Veranstaltungen man sich pro Semester zumuten kann. Vor allem Studienanfängern gelingt das jedoch nicht immer. Daher stoßen eben auch viele bereits im ersten Semester an ihre Grenzen.

7.) Das Lernpensum ist enorm

Der Leistungsdruck ist also enorm – das Lernpensum demzufolge auch. Der Lernaufwand für eine einzelne Klausur kommt dem für das gesamte Abitur gleich. Kein Wunder! Inhalte, die in der Schule in einem gesamten Schuljahr durchgenommen wurden, werden an der Uni in wenigen Wochen behandelt. Für die meisten Studienanfänger ist das ein Schock. Wer nicht direkt nach jedem Seminar mit der Nachbereitung beginnt, kann das Lernpensum daher kaum bewältigen. Wer also dachte, dass er weiß, was Lernen heißt, nur weil er sein Abi gepackt hat, der hat weit gefehlt!

Das Pensum und auch die Komplexität des Stoffes nehmen in den meisten Fächern so schnell zu, dass viele damit überfordert sind. Und das ist keine Panikmache, sondern leider die bittere Realität für einen guten Teil der Erstsemester.

8.) Es herrscht akute Schlafmangel-Gefahr

Schlaf ist im Studium meist Mangelware. Zum einen, da das Lernpensum, wie bereits erwähnt, enorm ist. Zum anderen, da zum Studentenleben nun einmal auch Partys, Stadt- und Kneipenbegehungen gehören. Schließlich möchte und sollte man als Student ja nicht vollends auf das gesellschaftliche Leben verzichten. Und Partys und Kneipentouren sind nun mal die beste Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Je weiter die Semester voranschreiten, desto häufiger wird man abends lernen, nachts feiern und sich dann fast nahtlos (total übermüdet) in den Hörsaal schleppen…

9.) Die Semesterferien sind eigentlich keine Ferien

Drei Monate vorlesungsfreie Zeit – das hört sich im ersten Moment wahrlich traumhaft an. Doch leider sieht die Realität meist anders aus. In der vorlesungsfreien Zeit müssen Klausuren geschrieben, Praktika absolviert, Hausarbeiten verfasst, das vergangene Semester nachbereitet oder schlichtweg gejobbt und Geld verdient werden. Ein ausgedehnter Urlaub ist da meist nicht drin. Leider.

10.) Gute Schulnoten bedeuten nicht automatisch gute Noten an der Uni

Wer in der Schule gute Noten hatte, könnte an der Uni ganz schnell auf dem Boden der Tatsachen landen. Denn bloß weil man in der Schule der Überflieger war, bedeutet das nicht zwangsläufig auch, dass man die Uni mit Leichtigkeit rocken wird. Es passiert immer wieder, dass Studenten gerade an den Fächern scheitern, die ihnen in der Schule leicht gefallen sind. Da können durchaus schon einmal Selbstzweifel aufkeimen. Das Studium ist nun mal ein neuer Lebensabschnitt, die Erfolge stellen sich nicht auf Anhieb und schon gar nicht automatisch ein. Als Student muss man sich schlichtweg erst einmal an die neue Art zu lernen gewöhnen. Schließlich sind der Lernprozess und der Lernmodus im Studium vollständig anders als in der Schule. Dem einen liegt die Uni daher mehr, dem anderen leider weniger. Schulnoten sind somit nur bedingt als Indikator für das Gelingen des Studiums tauglich.

11.) Universitäten wollen Studenten „rausprüfen“

Jedes Jahr nehmen die deutschen Hochschulen und Universitäten rund 500.000 neue Studenten auf. Im Grundstudium platzen die Vorlesungsräume daher bei vielen Studiengängen fast aus allen Nähten. Weshalb die Unis und Hochschulen dennoch so viele neue Studenten aufnehmen, lässt sich schnell erklären. Der den Universitäten zur Verfügung stehende Etat richtet sich unter anderem nach der Anzahl der neu aufgenommenen Studenten.

Jede Universität nimmt daher so viele Studenten auf wie möglich, um das „Kopfgeld“ zu kassieren. Anschließend versuchen die Professoren jedoch, die Zahl der Anwesenden in den Hörsälen schnellstmöglich auf ein erträgliches Maß zu dezimieren. Andernfalls wäre ein ordentlicher Studienbetrieb auf Dauer kaum möglich. Das Aussieben erfolgt über die Prüfungen, die gerade in den ersten zwei bis drei Semestern als äußerst schwierig gelten.

12.) Irgendwann kommt jeder einmal an den Punkt, an dem er am liebsten alles hinschmeißen möchte

Wohl jeder kommt während des Studiums einmal an den Punkt, an dem er am liebsten alles hinschmeißen möchte. Schnell stellt man die Studienwahl in Frage oder zweifelt sogar gänzlich daran, ob Studieren tatsächlich das Richtige für einen ist. Diese Phase, die oftmals einem besonders stressigen Semester oder einer missglückten Prüfung geschuldet ist, gilt es zu überstehen. Dass gerade in anstrengenden Prüfungsphasen auch mal Frust aufkommt, ist ganz normal. Solange es sich nur um einen punktuellen Frust handelt, ist das kein Grund, das Studium tatsächlich abzubrechen. Wenn es sich um einen Dauerzustand handelt hingegen schon. Es wird also der Punkt kommen, an dem man die eigene Situation reflektieren und abwägen muss, ob ein Studienabbruch wirklich die beste Alternative ist. Wann ein Studienabbruch tatsächlich sinnvoll ist, erfahrt ihr hier.

13.) Die Uni kann schnell zum Hamsterrad werden

Nach anfänglicher Euphorie kann das vermeintliche „Glücksrad“ Studium ganz schnell zum „Hamsterrad“ werden. Von morgens bis abends in Lehrveranstaltungen sitzen, anschließend die Vorlesungsskripte durcharbeiten, dann die Seminare für den kommenden Tag vorbereiten – da ist der Tag im Grunde gelaufen. Gerade in stressigen Prüfungsphasen kommt man sich daher tatsächlich vor wie ein Hamster im Hamsterrad, der rackert und rennt, also paukt und lernt, was das Zeug hält, und dennoch nicht vorankommt. Denn wer kennt das nicht: Man lernt und lernt und lernt – und hat dennoch das Gefühl, dass einfach nichts hängen bleibt. Kassiert man dann tatsächlich trotz des enormen Lernpensums eine schlechte Note, steigt die Frustration schnell in ungeahnte Höhen.

14.) Es gibt zu wenige Masterplätze

Nach dem Bachelor noch den Master machen und dann im Berufsleben voll durchstarten – das ist die Idealvorstellung vieler angehender Studenten. Aber: Längst nicht alle Absolventen können nach ihrem Bachelor noch ihren Master machen. Der Grund: Es gibt schlichtweg zu wenige Masterplätze!

Wer also einen Master anschließen möchte, sollte sich frühzeitig über die Bewerbungsmodalitäten und über die Aufnahmevoraussetzungen informieren. In vielen Fällen werden sich ein Umzug und der Wechsel der Universität übrigens nicht vermeiden lassen.

15.) Ein Studium ist keine Garantie für einen Job

Bei vielen Studiengängen sind die späteren Berufsfelder nicht klar definiert. Das kann eine Chance sein, überfordert viele Studierenden aber auch. Als Kulturanthropologe, Soziologe oder Philosoph kann man im Grunde alles und nichts machen. Da in kaum einer Stellenanzeige jedoch konkret nach Kulturanthropologen, Soziologen, Philosophen etc. gesucht wird, wissen Absolventen nach ihrem Studium oftmals nichts mit ihrem Abschluss anzufangen. Erschwerend kommt hinzu, dass einem im Studium niemand sagt, worauf man sich spezialisieren sollte, um später auf dem Arbeitsmarkt gefragt zu sein. Dabei sollte man den Jobeinstieg bereits während des Studiums vorbereiten, z.B. indem man einen konkreten Schwerpunkt setzt und z.B. im Rahmen verschiedener Praktika erste Berufserfahrung sammelt. Doch selbst dann gibt es nach dem Studium natürlich keine Garantie für einen Job. Das gilt übrigens auch im Hinblick auf die MINT-Fächer, die bisher als vermeintlich „sichere Wahl“ galten.

Fazit

Der Wechsel von der Schule an die Uni kommt oftmals einem mehr oder weniger großen Kulturschock gleich. Vor allem die ersten Semester haben es in sich. Soll heißen: Die Uni wird anstrengender und fordernder als alles zuvor. Deswegen sollte man sich gut überlegen, ob man auch wirklich der Typ für ein Studium ist.

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