Wie man die Wartezeit aufs Studium sinnvoll überbrücken kann

Wer keinen freien Studienplatz für den erklärten Wunschstudiengang ergattern konnte, braucht nicht verzagen. Selbst wenn der erforderliche NC noch so weit vom eigenen NC entfernt ist, kann der Traum vom Wunschstudium wahr werden. Denn: Das Sammeln von Wartesemestern ist ein probates Mittel, den NCs dieser Welt ein Schnippchen zu schlagen und doch noch den heißersehnten Studienplatz im Traumstudiengang zu erhaschen. Und keine Angst, Wartesemester sind alles andere als vergeudete Gammelzeit – sofern man sie sinnvoll nutzt!

Wie man die Wartezeit aufs Studium am besten überbrücken kann, das erfahrt ihr in diesem Artikel!

Definition: Das ist ein Wartesemester

Ganz allgemein versteht man unter „Wartesemester“ die Zeit, die zwischen dem Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung und dem Beginn des Studiums vergeht. Die Wartezeit wird hierbei nach Halbjahren berechnet, die seit dem Abitur bis zum Beginn des Semesters, für das die Bewerbung erfolgt, in vollem Umfang verstrichen sind.

Wichtig: Prinzipiell ist man in der Gestaltung der Wartesemester frei – mit einer großen Ausnahme! Wer Wartesemester sammeln möchte, darf NICHT an einer deutschen Hochschule immatrikuliert sein – auch nicht in einem anderen Studiengang. Andernfalls werden die Semester als Parksemester gewertet, nicht als Wartesemester. Wer mit dem Ansammeln von Wartesemestern auf einen Studienplatz spekuliert, sollte solche Parkstudienzeiten daher unbedingt vermeiden und sich gar nicht erst für einen anderen Studiengang immatrikulieren! Parksemester sind (nicht nur) in diesem Fall vergeudete Zeit!

Das besagt die Wartesemester-Regelung konkret:

Erfüllt der Abiturnotendurchschnitt eines Studienplatzbewerbers nicht den aktuelle Numerus Clausus des jeweiligen Studiengangs, tritt die Wartesemester-Regelung in Kraft. Diese Wartesemester-Regelung besagt, dass Studienplatzbewerber trotz nicht ausreichender Abiturnote durch das Anhäufen von Wartesemestern dennoch die Möglichkeit haben, zu einem späteren Zeitpunkt eine Zulassung zum gewünschten Studiengang zu erhalten. Wer genügend Wartesemester sammelt, kann also auch ohne entsprechenden NC das Studium im gewünschten Studiengang aufnehmen. Je mehr Wartesemester man gesammelt hat, desto höher ist hierbei die Chance auf den Wunschstudienplatz.

In erster Linie erfordert die Wartesemester-Regelung also Geduld von den Studienplatzbewerbern. Mitunter sogar viel Geduld. Da sich jedes Semester ein neuer NC für das gewünschte Studienfach ergeben kann, variiert nämlich auch die Anzahl der benötigten Wartesemester von Mal zu Mal. Es ist daher vorab nicht konkret absehbar, welche Anzahl an Wartesemestern gesammelt werden muss, um das Studium antreten zu können. Es gibt auch keine „Wartezeitliste“, aus der ersichtlich wird, wo man im Moment steht.

Umso wichtiger ist es also, diese (ungewisse) Wartezeit sinnvoll zu nutzen!

Anzahl der Wartesemester berechnen: So wird es gemacht

Das Gute vorweg: Wer sich für einen Studiengang bewirbt, braucht nicht explizit auf die verstrichenen Wartesemester hinzuweisen oder diese in irgendeiner Form zu belegen. Die Zählung der Wartesemester erfolgt ganz automatisch – und zwar (derzeit noch) unabhängig davon, ob man sich zuvor für den Studiengang beworben hat oder nicht.

Grundsätzlich werden also alle Halbjahre, die zwischen Abitur und dem jeweiligen Semester, für das man sich bewirbt, vergangen sind, bei der Vergabe der Studienplätze automatisch als Wartesemester anerkannt, sofern man nicht in einem anderen Studiengang immatrikuliert ist. Wer zwischendurch ein oder mehrere Semester an einer deutschen Hochschule eingeschrieben war, bekommt die jeweiligen Semester von der Wartezeit abgezogen – ebenfalls ganz automatisch. Das gilt unabhängig davon, ob man tatsächlich Lehrveranstaltungen besucht hat oder ein Urlaubssemester angemeldet hatte.

Wichtig: Es zählen nur die Wartesemester, die seit dem Abitur in vollem Umfang verstrichen sind. Das Semester, in dem das Abitur erworben wurde, wird bei der Zählung nicht berücksichtigt. Insgesamt werden maximal 16 Wartesemester angerechnet.

Wartesemester überbrücken: So kannst du die Wartezeit sinnvoll nutzen

Die Zeit des Wartens muss sich später bei der Jobsuche keineswegs als klaffende Lücke und verbummelte Zeit negativ auf den Lebenslauf auswirken. Im Gegenteil. Die Wartezeit lässt sich ganz hervorragend nutzen und kann den Lebenslauf sogar bereichern. Wie? Das verraten wir euch jetzt!

Folgende Optionen bieten sich an, um die Zeit bis zum Studienbeginn sinnvoll zu überbrücken:

Im Inland

1.) Praktikum

Ein Praktikum bietet immer eine hervorragende Möglichkeit praktische Erfahrungen zu sammeln. Manche Studiengänge machen vorab sogar ein Praktikum erforderlich. Die Wartezeit aufs Studium bietet sich daher bestens an, um dieses Aufnahme-Kriterium zu erfüllen und das Praktikum zu absolvieren. Abgesehen davon kann man im Rahmen eines Praktikums bereits wertvolle Kontakte knüpfen, die bei der Jobsuche nach dem Studium womöglich sehr hilfreich sein können. Und: Mit der Bescheinigung über das Praktikum, die man am Ende eines Praktikums erhält, lässt sich die Lücke im Lebenslauf mühelos schließen. Mehr noch. Ein Praktikum zeugt von Interesse und Eigeninitiative und ist eine Bereicherung für den Lebenslauf.

2.) Ausbildung

Wenn von vornherein klar ist, dass mehrere Wartesemester nötig sein werden, ehe man eine Chance auf einen Studienplatz im Wunschstudiengang hat, stellt auch eine Ausbildung eine gute Option dar, die Wartezeit zu überbrücken. Bestenfalls passt die Ausbildung inhaltlich bereits zum Studium. Im Idealfall kann man sich sogar Teile der Ausbildung fürs Studium anerkennen lassen. Eine Ausbildung zum Rettungsassistenten beispielsweise für ein Medizinstudium o.ä. kann bei der Studienplatzvergabe unter Umständen sogar gesondert berücksichtigt werden, wodurch sich die Chance auf einen Studienplatz erhöht. Es lohnt sich also, an der jeweiligen Universität nachzufragen, ob für den gewünschten Studiengang solche gesonderten Zulassungskriterien bestehen. Und selbst, wenn das nicht der Fall ist, ist eine solide Ausbildung immer eine hervorragende Option, die Wartezeit aufs Studium sinnvoll zu nutzen. Zumal auch hier wieder gilt: Die Ausbildung schließt die Lücke im Lebenslauf nicht nur, sie bereichert den Lebenslauf (und somit die späteren Bewerbungen) sogar! 

3.) Jobben

Ein Studium kostet Geld. Daher ist es sinnvoll, die Wartezeit zu nutzen, um sich ein kleines finanzielles Polster zuzulegen. Auch hier gilt wieder: Bestenfalls findet man einen Job mit Bezug zum jeweiligen Studienwunsch und den beruflichen Plänen. So lässt sich nicht nur Geld verdienen, sondern auch noch erste praktische Erfahrung im angestrebten Berufsfeld sammeln. Und das wiederum zeugt von Zielstrebigkeit, wodurch sich auch der Lebenslauf aufwerten lässt.

4.) Freiwilliges Engagement

Eine weitere Option, nicht nur die Wartezeit zu überbrücken, sondern auch noch etwas Sinnvolles und Gutes zu tun, bietet ein freiwilliges Engagement. Wer bei gemeinnützigen Projekten mitarbeitet, kann zum einen praktische Erfahrungen sammeln und zum anderen den Lebenslauf ordentlich aufpeppen. Denn: Ein freiwilliges Engagement zeugt von sozialer Kompetenz. Und soziale Kompetenzen sind am Arbeitsmarkt (und bei Personalern!) gefragt.

5.) Freiwilligendienst (FSJ oder FÖJ)

Und natürlich stellen auch ein Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder ein Freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) immer eine hervorragende Möglichkeit dar, die Wartezeit zu überbrücken. Beim FSJ kann beispielsweise ehrenamtlich in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder auch Kindertagesstätten mitgeholfen werden, während beim FÖJ die Arbeit im Natur- und Umweltschutz im Mittelpunkt steht. Ein FSJ ist daher für alle, die ein Studium im sozialen oder medizinischen Bereich anstreben besonders interessant, ein FÖJ hingegen für angehende Biologen oder Landschaftsökologen. Auf diese Weise lässt sich erste praktische Erfahrung sammeln und der Lebenslauf aufwerten. Auch ein FSJ bzw. ein FÖJ zeugen schließlich von Engagement, sozialer Kompetenz und (sofern die ausgeübte Tätigkeit zum angestrebten Studium passt) Zielstrebigkeit. Tugenden, die wohl jeder Personaler zu schätzen weiß.

Im Ausland

1.) Auslandsstudium

Um Wartesemester anzuhäufen, darf man nicht an einer deutschen Hochschule immatrikuliert sein. Dennoch kann man die Wartezeit für ein Studium nutzen. Die Voraussetzung: Man muss im Ausland studieren. Unter bestimmten Umständen kann man sich ein Auslandsstudium nämlich als Wartesemester anrechnen lassen. Wer also einen Studiengang im Ausland ausprobiert, verspielt damit nicht die Möglichkeit über gesammelte Wartesemester doch noch einen Studienplatz in Deutschland zu ergattern.

Allerdings sollte man sich in jedem Fall vor einem Auslandsstudium schriftlich von der Stiftung für Hochschulzulassung bestätigen lassen, dass die Auslandszeit auch tatsächlich als Wartesemester gezählt wird!

2.) Auslandspraktikum

Eine tolle Möglichkeit, nicht nur Berufserfahrung zu sammeln und sich persönlich weiterzuentwickeln, sondern gleichzeitig auch den Lebenslauf durch Sprachkenntnisse und Soft Skills aufzuwerten, stellt ein Auslandspraktikum dar. Zahlreiche Online-Portale wie z.B. Studentsgoabroad oder Praktikawelten helfen bei der Suche nach einem passenden Praktikum. Wer sich für ein solches Auslandspraktikum entscheidet, kann die Wartezeit definitiv sinnvoll überbrücken! 

3.) Work & Travel

Eine gute Alternative zu einem Auslandspraktikum stellt auch Work & Travel dar. Ein fremdes Land bereisen, Sprachkenntnisse und Soft Skills (und somit letztlich natürlich auch den Lebenslauf!) aufwerten und die Reisekasse zwischendurch mit Gelegenheitsjobs aufbessern – klingt doch wirklich toll, oder!? Work & Travel ist eine Erfahrung, die einen persönlich überaus bereichern kann! Auch hier helfen zahlreiche Online-Portale bei der Vermittlung, z.B. WorkAndTravel, AIFS oder TravelWorks. 

4.) Au-pair

Wer gut mit Kindern kann, kann die Wartezeit ebenfalls sinnvoll im Ausland überbrücken. Als Au-pair lassen sich nicht nur die Sprachkenntnisse vertiefen, sondern zudem – auch hier wieder – die Soft Skills deutlich aufwerten. Um eine Familie zu finden, die auf der Suche nach einem Au-pair ist, können ebenfalls Online-Portale herangezogen werden. Stepin beispielsweise begleitet die Bewerber nicht nur Schritt für Schritt im Bewerbungsprozess, sondern übernimmt auch noch die komplette Reiseorganisation.

5.) Freiwilligenarbeit

Alternativ zu einem FSJ bzw. einem FÖJ ist auch eine Freiwilligenarbeit im Ausland eine tolle Möglichkeit, die Wartezeit sinnvoll zu nutzen. Auch hier gilt: Durch eine Freiwilligenarbeit lässt sich erste praktische Erfahrung sammeln und der Lebenslauf aufwerten, schließlich zeugt sie wie ein FSJ bzw. ein FÖJ von Engagement und sozialer Kompetenz. Und diese Tugenden kommen im Lebenslauf immer gut. Projects Abroad beispielsweise bietet zeitlich flexible und auch kurzfristig planbare Teilnahmen an diversen sozialen Projekten weltweit an.

Fazit

Wer über die Wartesemester-Regelung einen Studienplatz im Wunschstudiengang ergattern möchte, braucht in erster Linie Geduld – mitunter sogar sehr viel Geduld. Je nach Beliebtheit des Faches und der Hochschule können mehrere Jahre des Wartens notwendig werden. Ob sich das Warten lohnt und wie man die Zwischenzeit überbrückt, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Grundsätzlich gilt jedoch: Ein Wartesemester muss keine vergeudete Zeit sein. Im Gegenteil. Es gibt viele Möglichkeiten, die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken und Erfahrungen zu sammeln, die einen sowohl auf persönlicher Ebene als auch später in beruflicher Hinsicht absolut bereichern und nach vorne bringen können.

Habt ihr bereits das ein oder andere Wartesemester hinter euch? Wie habt ihr die Wartezeit bis zum Studium überbrückt? Wir freuen uns über eure Erfahrungen, Anregungen und Tipps rund um das Thema Wartesemester! Und falls ihr Fragen habt: Nur raus damit! 🙂

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