Mut zur Lücke: Wie du wichtigen von unwichtigem Lernstoff unterscheidest

„Mut zur Lücke“ – bestimmt hat auch dir schon einmal jemand diesen Tipp gegeben, als du voller Verzweiflung für eine bevorstehende Prüfung gebüffelt hast. Wohl denen, die diesen Mut aufbringen und auch noch damit durchkommen.

Wenn du dich bislang jedoch nie getraut hast, „auf Lücke“ zu lernen, möchten wir dir im Folgenden gerne ein paar Tipps mit auf den Weg geben. Denn es geht tatsächlich: auch mit einem lückenhaften Wissen kann man Prüfungen bestehen. Das Erfolgsgeheimnis liegt einzig darin begraben, wichtigen von unwichtigem Lernstoff zu unterscheiden. Wie das geht? Das verraten wir dir in diesem Artikel!

Auf Lücke lernen: mutig oder sinnvoll

Keine Frage, auf Lücke zu lernen ist sicherlich nicht der Idealfall. Es gibt jedoch Situationen, in denen es gar nicht anders geht. Denn: Eine Prüfung kommt selten allein. Davon können wohl vor allem Studenten ein Lied singen. Gerade zum Semesterende geht es meist Schlag auf Schlag, eine Klausur jagt die nächste. Top vorbereitet in jede einzelne Klausur zu gehen, ist da ein schwieriges Unterfangen. Zumal gegen Semesterende oftmals auch die Deadlines für Semesterarbeiten näher rücken. Selbst das beste Zeitmanagement macht ein lückenloses Lernen in solch einem Fall nahezu unmöglich.

Bei einem besonders hohen Lernumfang, wenn der Lernstoff einen schier erschlägt, ist das Lernen auf Lücke also in der Tat eine sinnvolle Option – manchmal sogar eine Notwendigkeit. Allerdings erfordert das Lernen auf Lücke unbestritten auch eine gehörige Portion Mut.

Nicht für jeden geeignet

Wer vor Klausuren ohnehin immer schon das Gefühl hat, nicht genug gelernt zu haben, der sollte besser nicht auf Lücke lernen. Denn das lückenhafte Lernen wird dieses Gefühl nur noch zusätzlich verstärken. Für Menschen, die unter Prüfungsangst leiden, ist das Lernen auf Lücke also eher keine Option. Geht man das Ganze jedoch richtig an und ist man stressresistent genug, kann das Lernen auf Lücke eine sehr effektive Lernmethode darstellen!

Wie man richtig auf Lücke lernt, verraten wir euch jetzt.

Lückenstoff identifizieren: So unterscheidet man wichtigen von unwichtigem Lernstoff

Das Geheimnis des Lernens auf Lücke liegt darin begraben, wichtigen von unwichtigem Lernstoff zu unterscheiden. Es gilt also, Lückenstoff gezielt zu identifizieren und im Anschluss denjenigen Themenkomplexen besondere Aufmerksamkeit zu widmen, die klausurrelevant erscheinen. Folgende Tipps helfen dabei, beim Lernen den richtigen Fokus zu setzen:

Lernstoff noch einmal vollständig sichten, um Grundverständnis für den gesamten Stoff zu entwickeln

Um relevante von unrelevanten Themen zu separieren, gilt es zunächst ein Grundverständnis für den gesamten Stoff zu entwickeln. Bevor man mit dem Lernen beginnt, sollte man sich daher Zeit nehmen, den Lernstoff noch einmal vollständig zu sichten und dabei stichpunktartig eine Art Gliederung herausschreiben. Auf diese Weise verschafft man sich einen besseren Überblick und kann mit dem Eingrenzen beginnen. Denn nur wer den Aufbau der gesamten Thematik versteht, ist in der Lage Lückenstoff zu identifizieren. Um zu erkennen, welche Themen wichtig sind, muss man sie schließlich in einen größeren Zusammenhang einordnen können.

Altklausuren analysieren

Eine zusätzliche Möglichkeit, wichtigen von unwichtigem Lernstoff zu unterscheiden, bildet die Analyse von Altklausuren. Denn auch durch das Analysieren älterer Klausuren lassen sich Rückschlüsse auf die Gewichtung einzelner Themen ziehen. Vor allem an der Uni werden alte Klausuren von den jeweiligen Fachschaften archiviert und können jederzeit eingesehen werden.

Wer mehrere Altklausuren durchstöbert, wird vermutlich ablesen können, welche Schwerpunkte der jeweilige Dozent normalerweise setzt. Selbst wenn die Prüfungen von verschiedenen Dozenten stammen, so werden doch häufig die gleichen Themenkomplexe abgefragt. Die Analyse älterer Klausuren bietet somit einen weiteren guten Anhaltspunkt, um Lückenstoff zu identifizieren. Zumindest hilft die Analyse, den Lernstoff ein wenig einzugrenzen. Denn die Themengebiete, die in den Altklausuren nicht vorkommen, sind sehr wahrscheinlich nicht klausurrelevant und können beim Lernen daher durchaus ein wenig vernachlässigt werden.

Themenblöcke zusammenstellen

Hat man sich einen groben Überblick über den gesamten Lernstoff, den Aufbau der Thematik und die Gewichtung der Themen in den Altklausuren verschafft, gilt es nun gezielt diejenigen Themen herauszufiltern, die in der Vorlesung, dem Seminar o.ä. besonders intensiv behandelt wurden. Schenkte ein Dozent einem Themenkomplex besondere Aufmerksamkeit, widmete er sich einem Thema ganz besonders ausführlich und ließ besonders viele Fragen zu, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit auch klausurrelevant. Themen, auf die im Unterricht ein besonderer Fokus gelegt wurde, werden schließlich sicherlich in der Prüfung vorkommen. Es gilt also, diese Themen zu identifizieren und entsprechende Themenblöcke zusammenzustellen, denen man sich beim Lernen besonders ausführlich widmen wird.

Bei der Eingrenzung ist es zudem hilfreich, die Gliederung und Gewichtung in der Literatur, die man gelesen hat, mit der Gliederung und Gewichtung des Dozenten in der Vorlesung zu vergleichen. Oftmals kann auch hieran abgelesen werden, welche Themen besonders wichtig sind. Wurden bestimmte Themenblöcke also sowohl in der gelesenen Literatur als auch vom Dozenten besonders ausführlich behandelt, sind diese Themen sicherlich klausurrelevant.

Selektieren und Priorisieren

Im Anschluss an das Zusammenstellen der Themenblöcke gilt es nun erneut zu selektieren und zu priorisieren, welchen Themengebieten man sich wann und in welcher Reihenfolge widmet. Am besten gelingt dies durch das Erstellen eines Lernplans. Denn beim Lernen auf Lücke ist es besonders wichtig, ein geeignetes Lerngerüst zu haben, an dem man sich entlanghangeln kann. Das Wissen muss geordnet, strukturiert und gerankt werden – andernfalls kann das Lernen auf Lücke ein echter Reinfall werden.

Wie man einen Lernplan erstellt, erfährst du hier.

Stoff verstehen – nicht stur auswendig lernen

Für das Lernen selbst gilt: stures Auswendiglernen ist keine sonderlich gute Idee. Zum einen, da das Auswendiglernen sehr zeitaufwändig ist und noch dazu lediglich dazu dient, sich das Wissen kurzzeitig anzueignen. Gerade beim Lernen auf Lücke ist es jedoch wichtig, den Stoff auch zu verstehen. Nur so sitzt das Wissen richtig tief und gibt die nötige Sicherheit für die Prüfung. Und wer auf Lücke lernt, braucht diese Sicherheit mehr denn je. Stures Auswendiglernen kann diese Sicherheit nicht bieten. Lernstoff sollte daher nicht einfach nur stur auswendig gelernt, sondern unbedingt auch richtig verstanden werden.

Welche Lernmethoden besonders gut geeignet sind, um den Stoff in unser Arbeitsgedächtnis und letztlich auch unser Langzeitgedächtnis zu bekommen, erfährst du hier.

Lerngruppen nutzen

Besonders gut funktioniert das Lernen auf Lücke, wenn man es in der Gruppe anwendet. Denn sich innerhalb einer Gruppe mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen, hilft Lückenstoff zu enttarnen. Abgesehen davon kann die Analyse des Lernstoffs auch aufgeteilt werden, wenn man sich in einer Gruppe zusammenfindet. Jeder Teilnehmer kann z.B. zu einem Thema einen Lernzettel erstellen und diese Lernzettel können später ausgetauscht werden. So lässt sich die Arbeit auf mehrere Personen aufteilen und es kann effektiv Zeit gespart werden – und genau darum geht es ja letztendlich beim Lernen auf Lücke.

Fazit

Das Lernen auf Lücke kann in der Tat eine effektive Lernmethode sein. Allerdings ist diese Methode sicherlich nicht für jeden geeignet. Denn wer nicht alles lernt, muss unbedingt stressresistent sein.

Wer sich in Form von Altklausuren, Lerngruppen etc. Input holt und die wichtigsten Themenkomplexe gezielt identifiziert, kann mit seinem Mut zur Lücke jedoch große Erfolge einfahren. Nichtsdestotrotz: ein gewisses Risiko birgt diese Methode natürlich immer – darüber sollte man sich im Klaren sein.

Wie sieht es aus, habt ihr den „Mut zur Lücke“ und seid ihr damit normalerweise erfolgreich? Wir freuen uns auf eure Kommentare 🙂

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