Kreativbewerbung vs. klassische Bewerbung: Vor- und Nachteile

Um nicht in der Bewerbungsflut unterzugehen, setzt so mancher Bewerber auf Kreativität. Aber ist das wirklich ratsam? Oder sticht man dadurch womöglich zu sehr aus der Masse heraus? Wann man mit einer Kreativbewerbung wirklich punkten kann und wann man besser auf eine klassische Bewerbung setzen sollte, welche Vor- und welche Nachteile beide Varianten mit sich bringen, diesen Fragen sind wir im Folgenden einmal nachgegangen.

Die klassische Bewerbung: Aufbau, Vor- und Nachteile

Vor allem in konservativen Branchen ist eine klassische Bewerbung der Standard, der erwartet wird. Wer die wesentlichen Anforderungen an eine klassische Bewerbung erfüllt und die formalen Vorgaben berücksichtigt, macht also in der Regel nichts verkehrt. Gerade bei einer klassischen Bewerbung gilt es aber eben viele Vorgaben zu beachten. Denn die formalen Ansprüche sind hoch.

Aufbau einer klassischen Bewerbung

Eine klassische Bewerbung besteht aus verschiedenen Dokumenten, die mit einer Bewerbungsmappe per Post verschickt werden. Hierbei gelten strenge Regeln. Die vorgegebenen Dokumente müssen den Bewerbungsunterlagen in einer bestimmten Reihenfolge und in einem vorgegebenen Format beigefügt sein.

Zu einer vollständigen klassischen Bewerbung gehören:

  • das Bewerbungsanschreiben: Im Bewerbungsanschreiben einer klassischen Bewerbung sollten nach einer kurzen Einleitung die Qualifikationen, die man mitbringt, die bisherigen Erfolge, die man vorzuweisen hat, die Motivation und die weiteren Ziele konkret benannt werden.
  • der Lebenslauf: Der Lebenslauf ist in tabellarischer Form zu erstellen. Es sei denn, es wird ausdrücklich eine andere Form gewünscht. Er sollte übersichtlich, lückenlos und – selbstredend – fehlerfrei sein.
  • die Zeugnisse: Die Zeugnisse sollten niemals im Original, sondern nur als Kopie verschickt werden. Arbeitszeugnisse sollten in antichronologischer Reihenfolge beigefügt werden.
  • weitere bewerbungsrelevante Dokumente: Hierunter fallen Zusatzqualifikationen wie beispielsweise IT-Kurse oder Sprachzertifikate. Es sollten nur die Weiterbildungszertifikate und Bescheinigungen mitgeschickt werden, die für die Stelle, auf die man sich bewirbt, relevant sind.

Optional kann eine klassische Bewerbung noch durch ein Motivationsschreiben und ein Deckblatt ergänzt werden. Ein Bewerbungsfoto – auch wenn es aufgrund der Bestimmungen des AGG heute nicht mehr verbindlich ist – rundet die klassische Bewerbung ab und sollte Experten zufolge nicht fehlen.

Tipp: Bewerbungsmappe

Wer die Bewerbung ganz klassisch auf dem Postweg versendet, benötigt natürlich eine Bewerbungsmappe, üblicherweise in einer zwei- oder dreifach ausklappbaren Variante aus farbigem Karton. Bei der Wahl der Bewerbungsmappe sollte man darauf achten, dass die Bewerbungsunterlagen gut entnommen werden können.

Da vor allem in großen Unternehmen unzählige Bewerbungen auf dem Tisch des Personalers landen, kann bereits der erste Eindruck darüber entscheiden, ob die Bewerbung eine weitere Durchsicht überhaupt wert ist. Die Bewerbungsmappe muss daher optisch ansprechend sein, gepflegt aussehen und darf keine Knicke aufweisen, die nicht auf dem Postweg entstanden sein könnten.

Bei der Wahl der Mappe für eine klassische Bewerbung empfiehlt es sich, auch auf klassische Farben zu setzen. Blau, Grün oder Rot bieten sich hierfür an.

Wichtig: Das Anschreiben wird nicht in der Bewerbungsmappe abgeheftet, sondern liegt obenauf.

Die Vor- und Nachteile einer klassischen Bewerbung

Vorteile:

  • Viele Arbeitgeber schätzen standardisierte Prozesse bei der Bewerberauswahl und bevorzugen daher klassische Bewerbungen.
  • Wer die wesentlichen Anforderungen an eine klassische Bewerbung erfüllt und die Standards berücksichtigt, macht normalerweise nichts verkehrt und liefert eine solide Bewerbung ab.
  • Durch eine Bewerbung, die einem guten Standard entspricht, zeigt man, dass man in der Lage ist, vorgegebene Normen einzuhalten.
  • Bei einer klassischen Bewerbung kann man auf unzählige Bewerbungsvorlagen zurückgreifen – man sollte diese aber natürlich nicht 1:1 übernehmen. Dennoch bieten sie beim Verfassen der Bewerbung gute Schützenhilfe.

Nachteile:

  • Eine klassische Bewerbung unterliegt inhaltlich und formal strengen Vorgaben, es bleibt kaum Spielraum für kreative Ideen, mit denen man sich von den anderen Bewerbern absetzen könnte.
  • Es besteht bei einer klassischen Bewerbung immer die Gefahr, in der Masse an Bewerbungen unterzugehen.
  • Bei einer klassischen Bewerbung gilt es mehr denn je, sich durch den schriftlichen Inhalt der Bewerbung von der Masse abzuheben – das macht die Sache nicht gerade leichter.
  • Schleichen sich in die Bewerbung Fehler ein, die dem guten Standard widersprechen, könnte der Personaler annehmen, dass man nicht in der Lage ist, vorgegebene Normen einzuhalten.

Fazit: Eine klassische Bewerbung ist solide – aber eben nicht außergewöhnlich.

Die Kreativbewerbung: Aufbau, Vor- und Nachteile

Bei einer klassischen Bewerbung bleibt kaum Spielraum für kreative Ideen, mit denen man aus der Masse an Bewerbungen herausstechen könnte. Wer sich von den anderen Bewerbern abheben möchte, kann daher zu einer Kreativbewerbung greifen.

Formal folgt eine Kreativbewerbung keinen speziellen Standards. Von der Gestaltung eines Onlinelebenslaufs über einen eigens erstellten Blog bis hin zur Bewerbungswebseite oder schlichtweg dem Mitsenden eines Goodies ist alles denkbar. Dennoch muss natürlich auch eine Kreativbewerbung die gängigen formalen Daten enthalten wie Name, Adresse, Auflistung des Werdegangs et cetera. Nur dürfen diese Daten eben so kreativ wie nur möglich verpackt werden.

Aufbau einer Kreativbewerbung

Das erklärte Ziel einer Kreativbewerbung ist es, aufzufallen. Grundsätzlich gilt daher: Erlaubt ist, was gefällt – und wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Je außergewöhnlicher und kreativer die Präsentation, desto höher ist die Chance, sich im Kopf des Personalers zu verankern. Aber: Die Kreativbewerbung sollte selbstverständlich zielgerichtet sein. Auffallen um jeden Preis, ist nicht ratsam. Denn letztlich kommt es dem Personaler eben auch bei der Kreativbewerbung nicht auf die Form, sondern in erster Linie auf den Inhalt der Bewerbung an. Weist der Lebenslauf Lücken oder das Anschreiben Rechtschreibfehler auf, bringt auch die kreativste Präsentation nichts.

Das gilt es zu beachten:

  • Die Bewerbung sollte den Charakter widerspiegeln und dem Personaler zeigen, dass man gut zu diesem Unternehmen passt.
  • Die eigene Persönlichkeit und die Fähigkeiten, die man mitbringt, sollten im Vordergrund stehen. Die Kreativelemente dürfen keinesfalls den Eindruck vermitteln, dass man etwas zu kaschieren versucht.
  • Die Form der Bewerbung sollte nicht vom Inhalt ablenken, sondern ihn lediglich kreativ verpacken. Blickt der Personaler nicht mehr durch und bleibt nur noch Verwirrung statt Information zurück, erreicht man das Gegenteil dessen, was man möchte – und schießt sich selbst ins Aus.

Die Vor- und Nachteile einer Kreativbewerbung

Vorteile:

  • Eine Kreativbewerbung bietet die Möglichkeit, sich von den anderen Bewerbern abzuheben.
  • Durch eine kreative Bewerbung ist einem die Aufmerksamkeit des Personalers gewiss.
  • Die Kreativelemente können den Bewerbungsinhalt zielgerichtet unterstreichen und somit die Chance auf den Job erhöhen.
  • Eine Kreativbewerbung ermöglicht es, die Fähigkeiten, die man mitbringt, auf originelle Art zu präsentieren.
  • Es gibt kein Format und keine Vorgaben, an denen sich die Bewerber orientieren müssten. Eine Kreativbewerbung bietet Bewerbern also die Möglichkeit, ihren eigenen Bewerbungsstil zu entwickeln, der auf ihre Persönlichkeit zugeschnitten ist.

Nachteile:

  • Es besteht die Gefahr, sich zu verzetteln und die Unterlagen derart originell zu gestalten, dass der Personaler nicht mehr durchblickt.
  • Kreativität und Kitsch liegen nah beieinander. Übertreibt man es, könnte die Bewerbung unter Umständen unprofessionell wirken. Das Design sowie das Layout sollten daher mit der Qualität der Inhalte übereinstimmen – und das ist gar nicht so einfach.
  • Da es kein Format und keine Vorgaben gibt, an denen sich die Bewerber orientieren könnten, birgt eine Kreativbewerbung auch die Gefahr, die Bewerbungsstandards zu sehr zu vernachlässigen.

Fazit: Mit einer Kreativbewerbung sticht man aus der Masse heraus und das kann unter Umständen das entscheidende Zünglein an der Waage sein, um den Job zu bekommen. Aber: Man begibt sich mit einer kreativen Bewerbung immer auf dünnes Eis. Zum einen, da man den Geschmack des Personalers treffen muss. Zum anderen, da man Gefahr läuft, womöglich zu stark von der Norm abzuweichen.

Wann eine Kreativbewerbung Sinn macht

Eine Kreativbewerbung ist nicht immer angebracht. In eher traditionell und konservativ gehaltenen Berufszweigen (beispielsweise das Banken- oder Versicherungswesen) sind kreative Bewerbungsformate nicht gern gesehen. Branchen und Unternehmen, die als besonders seriös gelten, eignen sich also nicht für einen kreativen Ansatz. Sinn macht eine Kreativbewerbung hingegen:

  • wenn die kreativen Elemente gut zum Unternehmen und zur Branche passen. Als Beispiel: Ein Spieleentwickler, der seinen Lebenslauf in einem Computerspiel darstellt, trifft sicherlich den richtigen Ton. Ein Bankangestellter hingegen, der auf eine knallbunte Bewerbungsmappe und ein ausgefallenes Layout setzt, dürfte beim Personaler weniger gut ankommen.
  • wenn die kreativen Elemente zum Alter und zur Berufserfahrung passen. Bewerbern ab einem Alter von 40 Jahren, die bereits fest im Berufsleben stehen und Karriereambitionen hegen, ist von einer Kreativbewerbung eher abzuraten. Andernfalls könnte ihre Bewerbung schnell unseriös und unprofessionell wirken. Bewerber bis Mitte/Ende 20 hingegen, die einen Job in einem kreativen Tätigkeitsbereich suchen, sollten eine Kreativbewerbung durchaus in Erwägung ziehen, um sich vom grauen DIN-A4-Mappen-Stapel des Personalers abzuheben.

Über den Erfolg einer Kreativbewerbung lässt sich jedoch keine grundsätzliche Aussage treffen. Wird der Geschmack des Personalers nicht getroffen, sinken die Chancen auf den Job – ganz gleich wie alt man ist und welche Berufserfahrung man mitbringt. Inwiefern eine kreative Bewerbung Aussicht auf Erfolg bietet, kommt daher auf das Unternehmen und – in besonderem Maße – den Personaler an. Bewerber müssen daher im Vorfeld ausloten, wie viel Kreativität der potenzielle neue Arbeitgeber verträgt. Es gilt, den richtigen Ton zu treffen.

Tipps für die Kreativbewerbung

  • Weniger ist mehr: Wenige gut durchdachte kreative Impulse wirken besser, als einfach nur alles umzusetzen, was irgendwie möglich ist.
  • Form follows function: Grundsätzlich sind den Ideen bei der Gestaltung einer Kreativbewerbung keine Grenzen gesetzt. Allerdings sollte man sich an den Grundsatz halten: form follows function!
  • Bewerbung an das Corporate Design anlehnen: Die Bewerbung in den passenden Farben und einem Design zu erstellen, das an den öffentlichen Auftritt des Wunscharbeitgebers erinnert, kommt bei den meisten Personalern gut an. Auch hier gilt jedoch, dass man die form-follows-function-Regel befolgen sollte.
  • Anschreiben als Mindmap verfassen: Wer das Anschreiben als Mindmap verfasst, die alles, was ein Unternehmen wissen muss, beinhaltet und bildlich zusammenfasst, kann beim Personaler punkten. Schließlich erspart man ihm dadurch Zeit und beweist gleichzeitig Kreativität. Allerdings muss die Mindmap selbstverständlich übersichtlich gestaltet sein und alle wichtigen Informationen enthalten. Wer sich für die Mindmap-Variante entscheidet, sollte daher viel Zeit und Sorgfalt in die Bewerbung investieren.
  • Multimediale Bewerbung: Vor allem in kreativen Branchen kann es dem Bewerber einen Vorteil einbringen, auf eine multimediale Bewerbung zu setzen. Ein Bewerbungsvideo, in dem man sich selbst, die eigene Einstellung und Motivation präsentiert, ist als Zusatz zur restlichen Bewerbung in jedem Fall eine Besonderheit, mit der man sich von den anderen Bewerbern abheben kann. Alternativ stellt auch eine Bewerbungshomepage eine gute Möglichkeit dar, aus der Masse hervorzustechen.
  • Arbeitsprobe mitschicken: Angaben zu Projekten oder Hör- bzw. Textproben werten eine Bewerbung auf. Einen besonders großen Effekt haben Arbeitsproben, wenn man sie in irgendeiner Form als Goodie mitschicken kann. Wer sich beispielsweise als Schneiderin oder Designerin bewirbt, kann der Bewerbung als Arbeitsprobe ein selbst entworfenes und selbst geschneidertes Kleid beifügen. Mit einer wirklich guten Arbeitsprobe kann man ein großes Ausrufezeichen setzen.

Gesamtfazit

Eine Kreativbewerbung weckt auf jeden Fall die Aufmerksamkeit des Personalers. Allerdings kann eine Kreativbewerbung eben auch negativen Anklang finden. Je nach Branche, Unternehmen und nicht zuletzt auch je nach persönlichem Geschmack des Personalers kann die Kreativbewerbung ein Volltreffer sein oder aber nach hinten losgehen.

Generell gilt: Wer auf eine Kreativbewerbung setzt, sollte unbedingt darauf achten, dass wesentliche Inhalte und Kompetenzen nicht in den Hintergrund geraten. Wer keine wirklich gute Idee für eine kreative Bewerbung hat oder unschlüssig ist, wie viel Kreativität der Arbeitgeber verträgt, ist sicherlich mit einer klassischen Bewerbung besser beraten.

Hat euch eine Kreativbewerbung schon einmal zum Erfolg verholfen? Oder seid ihr der Meinung, dass eine klassische Bewerbung immer noch die besten Chancen bietet? Wir freuen uns über eure Kommentare!

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