Tipps und Tricks für eine glückliche Fernbeziehung

Immerhin 8 % der Deutschen führen eine Fernbeziehung. Eine Partnerschaft auf Distanz zu meistern, ist mit ganz eigenen Herausforderungen verbunden. Die gemeinsame Zeit ist knapp und beschränkt sich auf die Wochenenden. Der ständige Reisestress zehrt an den Nerven. Dazu reißen Auto- und Zugfahrten oder Flüge ein tiefes Loch ins Budget. Wir geben dir hilfreiche Tipps, wie du eine glückliche Fernbeziehung führen kannst, bis euer Traum vom gemeinsamen Alltag endlich zur Wirklichkeit wird.

Gerade bei Akademikern sind Fernbeziehungen heutzutage keine Seltenheit mehr. Dahinter stecken Karrierewünsche, die mit einer glücklichen Beziehung unter einen Hut gebracht werden wollen. Trotzdem träumen die meisten Paare vom Zusammenziehen. Umfragen zeigen: Eine Fernbeziehung ist in der Regel kein Dauerzustand.

Gründe für das Eingehen einer Fernbeziehung

  • Berufliche Mobilität: Junge Paare trennt oft bereits das Studium an unterschiedlichen Universitäten. Nicht jede gewünschte Fachrichtung lässt sich überall studieren. Später kommt bei Berufseinsteigern die Jagd nach dem Traumjob dazu. Es verbessert deine Karrierechancen, wenn du bereit bist, einen Umzug in Kauf zu nehmen. Deine Wunschstelle wartet vielleicht in einem anderen Bundesland oder sogar im Ausland. 
  • Urlaubsliebe: Vielleicht hat sich ein Urlaubsflirt zu einer Beziehung weiterentwickelt. 
  • Online Dating: Der Radius bei der Partnersuche hat sich dank des Internets stark erweitert. Es kommt vor, dass sich Menschen über Landesgrenzen hinweg ineinander verlieben. 

Vier Kriterien für eine glückliche Fernbeziehung

Der Paartherapeut Peter Wendl hat sich in seiner Dissertation mit den Kernfaktoren für eine Gelingende Fern-Beziehung auseinandergesetzt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem vier Kriterien entscheidend sind:

  1. Liebe beziehungsweise emotionale Verbundenheit
  2. Vertrauen und Geborgenheit
  3. Erfüllende Sexualität
  4. Verbale und non-verbale Kommunikation

Emotionale Verbundenheit zwischen zwei Menschen entsteht durch regelmäßigen, intensiven Kontakt. Der gegenseitige Austausch per Social Media und Telefon hilft euch dabei, euch dem anderen trotz der Distanz nahe zu fühlen. Banalitäten solltet ihr ebenso miteinander teilen wie eure Gefühle, Gedanken und Sorgen. All das gehört zu einer funktionierenden Beziehung dazu. Außerdem wird so das Risiko reduziert, dass ihr euch auseinanderlebt.  

Vertrauen und Verlässlichkeit sind nötig, damit in eurer Beziehung keine Eifersucht aufkeimt. Ohne das Vertrauen in die Treue deines Partners ist eine funktionierende Fernbeziehung nicht denkbar. Es kann allerdings ebenfalls zu Eifersuchtsszenen kommen, wenn dein Partner mit Freunden und Kollegen chattet und keine Zeit zum Skypen oder Telefonieren mit dir hat. Ein weiterer Aufreger: Dein Partner reagiert nicht sofort auf WhatsApp-Nachrichten, obwohl du sehen kannst, dass er deine Botschaft bereits gelesen hat. Oft wird viel zu viel in solche Momente hineininterpretiert. Da hilft nur, Ruhe bewahren und nicht zum Kontrollfreak werden. 

Sexualität ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Die Möglichkeiten für körperliche Nähe sind in einer Fernbeziehung in der Regel auf die Wochenenden und Ferien begrenzt. Hier können Telefonsex oder Cybersex für euch eine (durchaus prickelnde) Übergangslösung sein. Probiert es aus, wenn ihr in Stimmung seid. Ganz allgemein zählt die Qualität, nicht die Quantität der sexuellen Begegnungen. Was du ebenfalls nicht vergessen darfst: Langweile und Routine kommen in deiner Fernbeziehung garantiert nicht so schnell auf. Eure Zweisamkeit ist rar und bleibt gerade darum etwas Besonderes. Ihr freut euch immer wieder neu aufeinander.

Regelmäßige Kommunikation kann zum Knackpunkt werden, wenn du und dein Partner in unterschiedlichen Zeitzonen leben. Das erschwert das Finden gemeinsamer Videochat-Stunden ungemein. Auch die Sprachbarriere darf nicht unterschätzt werden. Selbst mit soliden Kenntnissen in anderen Sprachen ist der Grad der Sprachbeherrschung sehr viel niedriger als in der eigenen Muttersprache. Dadurch kann es beim Chatten schnell zu Missverständnissen kommen. Du bist auf die Worte selbst angewiesen, weil du die Stimme und den Tonfall deines Partners nicht hörst.

Vor- und Nachteile einer Fernbeziehung

Vorteile Fernbeziehung

Es gibt Tatsächlich einige Pluspunkte, die für Fernbeziehungen sprechen:

  • Berufliche Selbstverwirklichung 
  • Individuelle Alltags- und Freizeitgestaltung
  • Selbständigkeit und Unabhängigkeit in Single-Phasen
  • Keine zusätzliche Hausarbeit, die für den Partner erledigt werden muss
  • Kein Beziehungsstress wegen nerviger Angewohnheiten oder Alltagsproblemen
  • Sexuelle Spannung bleibt erhalten

Nachteile Fernbeziehung

  • Kein gemeinsamer Alltag
  • Sehnsucht nach dem Partner
  • Stressreiche Wochenenden (Reisen)
  • Strikte Tagesstruktur (Telefonate und Skype-Dates mit dem Partner)
  • Finanzielle Belastung
  • Weniger Zeit für Freunde, Familie und Hobbys

So führst du eine glückliche Fernbeziehung

1. Berichte deinem Partner regelmäßig von deinem Alltag

Einen gemeinsam gelebten Alltag gibt es in der Fernbeziehung nicht. Ihr müsst euch also täglich erzählen, was ihr erlebt und getan habt. Das kostet Zeit. Trotzdem ist es wichtig, um nicht den Kontakt zur Lebensrealität des anderen zu verlieren. So könnt ihr trotz der räumlichen Distanz zwischen euch bei Schwierigkeiten füreinander da sein. Im Idealfall sollte der tägliche Austausch zum Ritual werden. Vielleicht könnt ihr eine feste Zeit zum Telefonieren oder Skypen vereinbaren. Gut geeignet sind die frühen Morgen- oder die späteren Abendstunden. Achte bei eurem Austausch auf ein gleichberechtigtes Geben und Nehmen. Ihr solltet beide zum Zug kommen. Höre aktiv zu, stelle Rückfragen. Wichtig für eine glückliche Fernbeziehung: Schone deinen Partner nicht. Wenn du ihm Dinge verheimlichst, führt das eher zu Gefühlen der Entfremdung. Außerdem wirkst du, als würdest du ihm nicht genug Vertrauen entgegenbringen.

2. Schöpfe in deiner Fernbeziehung sämtliche digitalen Kommunikationsmöglichkeiten aus

Dank Internet ist es heute einfach, miteinander intensiven Kontakt zu halten. Das Schreiben von kurzen Nachrichten per WhatsApp oder das Chatten auf Facebook helfen durch den Tag. Schon eine kurze Nachricht wie „Ich denke an dich!“ oder „Du fehlst mir“ können besondere Momente sein. Schick deinem Partner Selfies, Fotos oder kurze Videos, wann immer es sich anbietet. So kann er sehen, was du beruflich machst, deinen Heimartort oder deine Wohnung kennenlernen oder einen Eindruck von der Party gewinnen, auf der du gerade bist. Nach Möglichkeit solltet ihr täglich telefonieren oder skypen. Es ist wichtig, die Stimme des anderen zu hören und ihn vor sich zu sehen. Das hilft, mit der quälenden Sehnsucht umzugehen. Ein regelmäßiger intensiver Austausch hält zudem die Eifersucht im Zaum. Außerdem stellt sich ein Gefühl von Nähe und Verbundenheit ein, wenn man sich einbezogen fühlt. 

Verbale Kommunikation ist in Fernbeziehungen noch viel wichtiger als in Nahbeziehungen. Alles hängt viel stärker von Worten ab. Ihr könnt euch nicht wortlos in den Arm nehmen oder mit einem Blick und einem Lächeln eine Situation entschärfen.

3. Denke an analoge Kontaktmöglichkeiten in der Fernbeziehung

Alltag und Langeweile sind tödlich für die Liebe. Überrasche deinen Partner von Zeit zu Zeit mit einem Päckchen oder einem echten Brief. Von Hand geschriebene Zeilen sind viel persönlicher als E-Mails oder SMS. Um deiner Partnerin durch einen schweren Tag zu helfen oder ihr eine Freude außer der Reihe zu machen, kannst du ihr auch einen Blumenstrauß schicken lassen. Der wird sie an dich erinnern und zum Lächeln bringen, wann immer sie ihn ansieht. 

4. Lebt gemeinsamen Alltag in eurer Fernbeziehung

Immerhin ein Stück weit lässt sich ein gemeinsames Alltagsleben verwirklichen. Beispielsweise könnt ihr abends beim Skypen den Laptop in die Küche stellen und zusammen das gleiche Gericht kochen, dabei reden, herumblödeln und euch Tipps geben. Später genießt ihr gemeinsam das Essen und schaut euch dabei denselben Film an. Der Videochat sorgt dafür, dass ihr euch sehen könnt. Berühren könnt ihr euch zwar nicht. Trotzdem sind dies gemeinsame Erlebnisse, die euch näher zusammenbringen können.

5. Nutzt in eurer Fernbeziehung gemeinsame Wochenenden bewusst für Phasen der Zweisamkeit

Nicht jedes Paar sieht sich einmal die Woche für 48 Stunden. Bei manchen ist die Entfernung zu weit und die Kosten für Bahn oder Flieger zu hoch. Dann kann es sein, dass nur ein- oder zweimal im Monat ein Treffen überhaupt realisierbar ist. Diese Zeit braucht ihr für euch. Verlagert sonstige Aktivitäten auf die Woche und informiert Familienmitglieder, dass das Wochenende für euren Partner reserviert ist. Geht spazieren, kuschelt auf der Couch oder besucht gemeinsam eine Veranstaltung. Ihr habt nur wenig Zeit, um miteinander etwas zu erleben. Nutzt diese kostbaren Momente. Die Wochenenden sollten nicht mit Aktionen überfrachtet werden. Bei allem Tatendrang und aller Unternehmungslust sollte genug Zeit für entspannte Zweisamkeit bleiben.

6. Sprecht über Geld

Häufige Reisen kosten eine Menge Geld. Eine Umfrage der Glamour hat ergeben, dass durchschnittlich 220,- € zusätzliche Kosten pro Monat anfallen. Im Jahr ergibt das immerhin eine stattliche Summe von 2.640,- €. Falls ihr beide gut verdient, ist das sicher kein Thema. Falls nicht, kann es ein großer Belastungsfaktor sein. Teilt die Kosten möglichst gerecht auf. Derjenige, der mehr verdient, sollte einen größeren Anteil der Kommunikations- und Fahrtkosten übernehmen und den anderen vielleicht einmal mehr zum Essen einladen.

7. Verbringt euren Jahresurlaub gemeinsam

Urlaubszeiten sind die einzige Chance, so etwas wie einen gemeinsamen Alltag auszuprobieren. Ihr könnt die Zeit halbieren, sodass jeder den anderen in seinen vier Wänden besucht. Normale Dinge zu tun und zu erleben, ist für euch wichtiger als Hotel- und Abenteuerurlaube. Dann könnt ihr ausprobieren, ob ihr euch über längere Zeiten hinweg überhaupt (noch) aushaltet.

8. Sprecht Konflikte in der Fernbeziehung offen an

Streit gibt es in jeder Beziehung. Das ist normal. Sprecht euch aus, bevor ihr wieder auseinandergehen müsst. Das gilt sowohl für das Skypen oder Telefonieren auf Distanz als auch für gegenseitige Besuche. Einen Streit zu verschieben, kann zwar Ruhe in die Situation bringen. Genauso gut können sich die Fronten allerdings auch verhärten. Klärt besser zeitnah, was zu klären ist.

9. Bleibt eurem Stil während der Fernbeziehung treu

Es kann Gefühle von Fremdheit hervorrufen, wenn du dir von heute auf morgen deine langen Haare abschneiden lässt, eine neue Haarfarbe wählst, dich tätowieren lässt oder für einen Vollbart entscheidest. Dein Partner hat dann das Gefühl, dass du wichtige Entscheidungen ohne Rücksprache mit ihm triffst. Warte mit gravierenden äußeren Veränderungen bis zu einem gemeinsamen Wochenende. 

10. Schmiedet Zukunftspläne

Es ist wichtig, gemeinsame Ziele zu verfolgen. Das schweißt euch zusammen. Bestärkt euch gegenseitig darin, dass eure Fernbeziehung ein Ende haben wird. Irgendwann. Träumt von eurem gemeinsamen Leben. Erzählt euch, wie ihr euch euer Zusammenleben vorstellt. Plant gemeinsame Reisen und neue Anschaffungen.

Warum der gemeinsame Alltag nach einer Fernbeziehung oft scheitert

Wenn man in einer Fernbeziehung lebt, konzentriert man sich in Gesprächen über Social Media und in den seltenen Phasen der Gemeinsamkeit voll auf die andere Person. In diesen kostbaren Momenten gibt es nichts und niemand anderen auf der Welt. Gleichzeitig zeigen sich beide Partner von ihrer besten Seite. Einen gemeinsamen Alltag, in dem der Haushalt geschmissen, Behördengänge erledigt und Sorgen bewältigt werden müssen, gibt es nicht. 

Reibungspunkte aufgrund von anstrengenden Angewohnheiten treten oft erst zutage, wenn man einander jeden Tag um sich hat. Plötzlich wird dir vielleicht bewusst, dass dein Partner dazu neigt, beruflichen Stress mit nach Hause zu bringen. Vielleicht ist er extrem eifersüchtig, hat einen Putzfimmel oder einen vollkommen anderen Wach- und Schlafrhythmus als du. Man muss sich erst daran gewöhnen, nicht mehr allein im Alltag zu sein.

Tipps für das Zusammenleben nach dem Ende der Fernbeziehung

1. Sucht euch zusammen eine neue Bleibe

Vielleicht beendest du dein Studium erfolgreich. Oder du ergatterst einen tollen Job in einer anderen Stadt. Vielleicht bist du die Fernbeziehung irgendwann einfach leid. Ein Umzug steht an. Tipp: Einer der Partner gibt in der Regel alles auf: Job, Wohnung, Umgebung, Freunde und Kollegen. Statt zu deinem Partner in eine bereits fertig eingerichtete Wohnung zu ziehen, ist es sinnvoller, wenn ihr euch gemeinsam etwas Neues sucht. Schließlich hat jeder einen eigenen Geschmack, eigene Dinge, die wichtig sind, und eigene Vorstellungen, was die Raumgestaltung angeht. Der Einzug in die erste gemeinsame Wohnung stellt ein wichtiges Zeichen dar: 

      • Ihr gebt beide etwas auf (die alte Wohnung).
      • Ihr fühlt euch gemeinsam verantwortlich für die Renovierung, Einrichtung und Instandhaltung der neuen Wohnung.  
      • Ihr könnt gemeinsam durch Möbelhäuser bummeln oder online suchen und eure neue Wohnung einrichten.
      • Für euch beide kann die neue Umgebung zu einem echten Zuhause werden. Sonst kann es bei Streitigkeiten zu Vorwürfen kommen („Ich habe für dich alles aufgegeben!“)
      • Ihr habt die Möglichkeit, euren persönlichen Geschmack bei der Einrichtung mit einfließen zu lassen.
      • Alte und neue Dinge werden gemischt und ergeben am Ende ein Ambiente.

2. Entwickelt Rituale wie zu Zeiten der Fernbeziehung

Während eurer Fernbeziehung habt ihr vermutlich ganz selbstverständlich bestimmte Rituale gepflegt. Abends vor dem Schlafengehen eine Viertelstunde Skypen, einen Morgengruß per SMS, Facebook-Nachrichten in der Mittagspause. Gemeinsame Rituale schweißen zusammen, geben Sicherheit und Stabilität. Jetzt könnt ihr endlich verwirklichen, was euch in der Fernbeziehung immer gefehlt hat: Gemeinsam einkaufen gehen, zusammen essen, gemütliche Abende auf der Couch verbringen, einem verbindenden Hobby nachgehen. Nutzt diese Chancen.

3. Erlaubt euch einen eigenen Alltag

Während der Fernbeziehung warst du abends sicher auch mal mit Freunden unterwegs oder hast eine ausgiebige Shopping Tour mit deiner besten Freundin genossen. Jetzt lebst du zwar mit deinem Partner zusammen. Das ist aber kein Grund, auf andere soziale Kontakte vollkommen zu verzichten. Triff dich zum Mädelsabend oder zur Männerrunde. Telefoniere mit weiter entfernt wohnenden Freunden. Geh deinem Lieblingshobby nach. Es ist weder für dich noch für deinen Partner eine gute Idee, 24/7 aufeinander zu hocken. Ein bisschen Distanz tut gut, um die anschließende Nähe wieder genießen zu können. 

4. Streitet nicht über Kleinigkeiten

Ein großes Problem im Alltag ist, dass die Angewohnheiten des Partners plötzlich deutlich ans Tageslicht kommen. Was sich ein Wochenende lang noch verschmerzen ließ, wird jetzt schnell nervig. In Single-Phasen habt ihr garantiert beide Verhaltensweisen kultiviert, die euren Partner stören. Es lohnt sich nicht, wegen jeder Kleinigkeit zu streiten. Sprecht in Ruhe an, welche Änderungen ihr euch wünscht. Versucht gemeinsam, Kompromisse zu finden.

5. Haltet Liebe und Sexualität lebendig

Jetzt habt ihr endlich das, was ihr euch während eurer Fernbeziehung immer gewünscht habt: Ihr könnt euch jeden Tag sehen, berühren und miteinander schlafen. Aber das heißt auch: Sex kann zur Gewohnheit werden. Wenn du anfängst, deinen Partner für selbstverständlich zu nehmen, läutet das häufig den Anfang vom Ende ein. Machst du noch zärtliche Komplimente wie damals, als ihr euch nur jedes zweite Wochenende sehen konntet? Gibst du dir nach wie vor so viel Mühe, deinen Partner mit einem sexy Outfit umzuhauen? Alltag leben zu können, ist toll. Es sollte aber nicht darauf hinauslaufen, dass ihr beide jeden Abend nebeneinander in Jogginghosen auf dem Sofa versackt.

Überrasche deinen Partner: Ein leidenschaftlicher Kuss, mit dem er nicht rechnet. Ein paar prickelnde Zeilen auf dem Küchentisch. Ein erotisches Geschenk. Es gibt viele Möglichkeiten, dem Alltagstrott von Zeit zu Zeit zu entfliehen. Denkt an exklusive Zeit zu zweit. Ihr braucht Phasen, in denen ihr Dinge miteinander teilt und erlebt. Fahrt weg, geht zu Veranstaltungen, macht Spaziergänge oder genießt ein schönes Essen im Restaurant. Die Kommunikation sollte zwischen euch nicht zu kurz kommen.

6. Lacht miteinander und habt Spaß

Miteinander lachen zu können, ist in Beziehungen besonders wichtig. Der gleiche Sinn für Humor kann ungeheuer verbindend sein. Ein bisschen nachhelfen könnt ihr mit dem Anschauen von lustigen Filmen oder dem Besuch von Cabaret Veranstaltungen. Wälzt nicht nur Probleme. Ihr braucht Phasen, in denen ihr euch einfach leicht und unbeschwert miteinander fühlen könnt.

Interview: „Er hatte ganz vergessen, wie meine Stimme klingt.“

Etwas mehr als ein Jahr hat Kira (24 Jahre) die Fernbeziehung zu Jannes (29 Jahre) ausgehalten. Dann entschied sie von heute auf morgen, ihrer italienischen Heimat den Rücken zu kehren. Sie zog zu ihm nach Deutschland. Ein Ortswechsel, der nicht nur sprachlich bedingt eine Herausforderung war. Als Großstädterin fiel ihr die Anpassung an das Landleben schwer.  

Wie habt ihr euch kennen gelernt?

Jannes hat seinen Urlaub in Italien verbracht. Wir haben uns zufällig in einem Straßencafé gesehen. Es hat sofort gefunkt. Geredet haben wir damals noch vor allem Englisch. Ich habe zwar einen deutschen Vater, der immer mit mir Deutsch geredet hat. Aber mein Deutsch war damals noch nicht so gut wie heute.

Wie lange ist Jannes in Italien geblieben?

Zwei Wochen. Dann war sein Urlaub vorbei. Er musste wieder nach Deutschland zurück. Er hat einen eigenen Betrieb, um den er sich kümmern musste.

Was war für dich das Schwerste in der Zeit der Fernbeziehung?

Die Sehnsucht nach ihm auszuhalten. Wir waren frisch verliebt, und ich wollte alles mit Jannes teilen. Ich habe damals noch studiert und hatte bei meiner Tagesgestaltung freie Hand. Er hat unglaublich viel gearbeitet. Ich habe im Grunde den ganzen Tag dauernd auf mein Handy geguckt, ob er geschrieben hat. Ich konnte die Zeit bis zum Abend nicht abwarten. Wir haben dann immer bis in die Nacht hin und her getextet. Viel Schlaf hatten wir in der Zeit beide nicht.

Wieso habt ihr nicht telefoniert oder Skype genutzt?

Jannes wollte das nicht. Ihm war es immer ein bisschen unangenehm, Englisch zu sprechen. Schriftlich ist sein Wortschatz viel größer. Aber es dauert viel länger, alles aufzuschreiben. Meistens haben wir das Gespräch irgendwann abgebrochen und auf den nächsten Tag verschoben. Es wurde einfach zu spät.

Wie viel Zeit habt ihr täglich miteinander verbracht?

Im Grunde unsere gesamte Freizeit. Für Hobbys hatte ich keine Zeit mehr. Alles drehte sich um ihn. Ihm ging es umgekehrt genauso.

Gab es während der Fernbeziehung bei euch Probleme?

Oh ja. Wir hatten abends eine feste Zeit vereinbart. Wenn ich mal nicht pünktlich online war, hat er sich völlig verrückt gemacht. Ich hätte ja jemand anderen kennen lernen können. Er war ziemlich eifersüchtig. Aber ich musste manchmal zu Teambesprechungen oder auf eine Familienfeier. Ich wollte ihn nicht enttäuschen und habe ihm nicht immer vorher gesagt, dass es später wird. Das war blöd von mir. Also, eigentlich haben wir wegen nichts gestritten. Manchmal waren wir beide so deprimiert, dass wir kaum etwas schreiben konnten. Dann sind wir frustriert ins Bett gegangen. Am nächsten Morgen war dann alles wieder gut.

Wie oft habt ihr euch in diesem Jahr noch gesehen?

Nur ein einziges Mal. Da hat er mich an einem Wochenende spontan besucht. Er stand einfach vor meiner Tür. Ich habe mich total gefreut. Aber es war auch komisch, ihn wieder um mich zu haben. Er hatte vergessen, wie meine Stimme klingt. Das ist der Nachteil, wenn man nicht telefoniert. Wir haben an den beiden Tage viel geredet. 

Wann fiel für dich die Entscheidung, dass du zu ihm ziehen würdest?

An diesem Wochenende. Da habe ich gemerkt, dass ich ihn einfach brauche. Wir haben das dann sogar direkt besprochen. Er hat sich gefreut und hatte gleichzeitig Angst. Er dachte, das werfe ich ihm irgendwann vor. Aber es war klar, dass er Deutschland wegen seines Betriebs nicht verlassen kann. Und für mich war unsere Fernbeziehung keine langfristige Perspektive. Also habe ich meinen Abschluss gemacht und bin umgezogen.

So leicht, wie das klingt, kann es nicht gewesen sein…

Stimmt. Ich habe erst mal meine Wohnung aufgelöst. Viel mitgenommen habe ich nicht. Ich habe mein Auto vollgeladen. Alles andere habe ich verschenkt oder bei meinen Eltern untergestellt. Aber der Abschied von zu Hause fiel mir nicht leicht. Begründet habe ich meine Emigration nicht nur mit der Liebe. Die Arbeitslosigkeit in Italien ist hoch. Ich war nicht sicher, ob ich überhaupt einen anständigen Job finden würde. Das haben meine Eltern sofort verstanden. Wir besuchen sie einmal im Jahr.  

Bist du zu Jannes gezogen oder habt ihr euch gemeinsam eine neue Wohnung gesucht?

Ich bin in sein Haus gezogen. Er hat ja den Betrieb. Den kann er nicht einfach so aufgeben. Aber das war für mich kein Problem.

Was war für dich bei deinem Neuanfang in Deutschland am schwersten?

Eigentlich gab es zwei große Baustellen: die Sprache und der Wechsel von der Stadt aufs Land. Ich bin an viel mehr Trubel gewöhnt. In Italien war es ganz normal, spät abends unterwegs zu sein, Essen zu gehen oder etwas zu unternehmen. Hier ist nach Einbruch der Dunkelheit fast nichts mehr los. 

Deutsch ist keine leichte Sprache. Und der Dialekt, der hier gesprochen wird, ist für mich nicht einfach zu verstehen. Daran musste ich mich sehr gewöhnen. 

Und das Zusammenleben mit Jannes?

Wir sind die ersten drei oder vier Wochen kaum voneinander losgekommen. Er folgte mir sogar auf die Toilette, um mit mir zu reden. Das ging mir dann doch zu weit. Später hat sich das zum Glück normalisiert. 

Habt ihr es geschafft? Wie geht es euch heute?

Wir sind immer noch zusammen. Mittlerweise sind wir sogar beruflich ein Team. Das ist toll. Viele raten ja davon ab, mit dem Partner zu arbeiten. Für uns ist das ideal. Wir ergänzen uns. Privat läuft es super. Wir sind beide froh, diesen Schritt gemacht zu haben. Noch einmal käme eine Trennung für uns nicht in Frage. 

Hast du noch Fragen zum Thema Fernbeziehung? Oder möchtest du deine Erfahrungen teilen? Dann Scheib es uns gern in die Kommentare!

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