Stärken & Schwächen im Vorstellungsgespräch richtig benennen!

Wohl jedem treibt die Frage nach den persönlichen Stärken und Schwächen die Schweißperlen auf die Stirn. Spätestens jetzt wird es heikel im Vorstellungsgespräch. Denn mit der Beantwortung dieser Frage steht und fällt unter Umständen der Erfolg. Aber wie antwortet man am besten auf die Frage nach den Stärken und Schwächen? Und welche Fehler sollte man an dieser Stelle unbedingt vermeiden? Wir haben ein paar Tipps für dich!

Das Wichtigste in Kürze

  • In einem Vorstellungsgespräch gilt es, selbstbewusst die eigenen Stärken zu benennen und ruhig auch – ebenso selbstbewusst – ein paar Schwächen einzuräumen
  • Eine wissenschaftliche Studie ergab: Wer sich im Bewerbungsgespräch selbstkritisch und authentisch zeigt, steigert die Chancen auf den Job um das Fünffache
  • Um sich die eigenen Stärken und Schwächen realistisch vor Augen zu führen, ist eine gezielte Stärken-Schwächen-Analyse ratsam
  • Stärken sollten mit Beispielen belegt werden und zu den in der Stellenausschreibung genannten Anforderungen passen
  • Auf keinen Fall sollte man Stärken zur Schwäche umdeuten oder vorgefertigte Standardphrasen verwenden

Bei der Frage nach den persönlichen Stärken und Schwächen geraten viele Bewerber ins Stottern. Lässt sich die Frage nach den Stärken dennoch in der Regel ganz gut meistern, bringt die Frage nach den Schwächen Bewerber meist in eine größere Bedrängnis. Eigentlich ist das gar nicht nötig. Denn jeder Mensch hat nicht nur Stärken, sondern auch Schwächen – das wissen auch die Personaler. Daher ist es auch absolut legitim, zu den eigenen Schwächen zu stehen. Ein gesundes Selbstbild ist wichtig. Nur so kann man im Vorstellungsgespräch punkten.

Das bestätigt übrigens auch die Wissenschaft. Forscher des University College London fanden im Rahmen von drei Studien mit insgesamt rund 2000 Probanden heraus: Wer sich im Bewerbungsgespräch selbstkritisch und authentisch zeigt, steigert seine Chancen auf den Job um das Fünffache. Die Angst, durch das Benennen der eigenen Schwächen die Jobchance zu verspielen, ist demnach unbegründet. Aber wie ermittelt man die persönlichen Stärken und Schwächen überhaupt? Wie erkennt man, wo die eigenen Stärken liegen und wo es vielleicht noch „Luft nach oben“ gibt?

Tipp 1: Stärken-Schwächen-Analyse durchführen

Um sich die eigenen Stärken und Schwächen realistisch vor Augen zu führen, ist eine gezielte Analyse der persönlichen Stärken und Schwächen ratsam. Nur so ist es möglich, ein gesundes Selbstbild zu entwickeln. Ein gesundes Selbstbild ist die Voraussetzung für Erfolg.

Persönliche Stärken erkennen:

Beim Bestimmen der Stärken hat sich der sogenannte DISG-Persönlichkeitstest bewährt, den man online durchführen kann. Der DISG-Persönlichkeitstest verdankt seinen Namen den vier Grundtypen der Persönlichkeit, auf denen er basiert:

  1. D = Dominanz
  2. I = Initiative
  3. S = Stetigkeit
  4. G = Gewissenhaftigkeit.

Diesen vier Grundtypen werden jeweils entsprechende Eigenschaften zugeschrieben, die zu einer Analyse der persönlichen Stärken führen. Der DISG-Persönlichkeitstest erstellt somit ein stimmiges Gesamtprofil und hilft dir dabei, deine Stärken zu kennen und im Vorstellungsgespräch zu benennen.

Persönliche Schwächen erkennen:

Um die eigenen Schwächen zu identifizieren, empfiehlt sich hingegen eine im Grunde ganz simple Methode. Notiere alles, das dir zu dir selbst einfällt. Die folgenden fünf Fragen helfen dir dabei:

  1. Mit welchen Teilen meiner Arbeit bin ich selbst unzufrieden?
  2. Für welche Teile meiner Arbeit wurde ich von meinen bisherigen Vorgesetzten kritisiert?
  3. Mit welchen Arbeiten tue ich mir besonders schwer?
  4. Gibt es irgendwelche Tätigkeiten, die ich allzu gerne aufschiebe und – falls ja – was ist ein möglicher Grund dafür?
  5. Wie läuft die Zusammenarbeit mit meinem Vorgesetzten und meinen Kollegen?

Anschließend gilt es, die Antworten auf diese Fragen zu analysieren und somit die persönlichen Schwächen herauszufiltern. Hierbei solltest du natürlich absolut ehrlich zu dir sein.

Deine Selbstwahrnehmung entspricht nicht immer auch der Fremdwahrnehmung. Daher ist es ratsam, zur Analyse der eigenen Stärken und Schwächen auch Familienangehörige oder Freunde um Unterstützung zu bitten. Ein Blick von außen bietet dir womöglich vollkommen neue Erkenntnisse und hilft dir dabei, weitere Stärken und Schwächen zu sammeln, auf die du selbst vielleicht gar nicht gekommen wärst. Eine gemeinsame Analyse der Stärken und Schwächen kann äußerst hilfreich sein.

Tipp 2: Tricks der Personaler kennen

Personaler haben ihre Tricks, um Bewerbern ihre Stärken und Schwächen zu entlocken. Bei einem Vorstellungsgespräch wird daher selten direkt nach den Stärken und Schwächen gefragt. Viele Personaler fühlen den Jobkandidaten subtiler auf den Zahn.

Mit diesen Fragen finden Personaler die Stärken und Schwächen der Bewerber heraus:

  • Wie würden Ihre Freunde Sie wohl beschreiben?
  • Wie würden Ihre ehemaligen Kollegen Sie beschreiben?
  • Welche (negativen) Eigenschaften würden Ihnen andere wohl nachsagen?
  • Welche Eigenschaften würden Sie gerne an sich ändern?
  • Wenn Sie auf eine Ihrer besonderen Fähigkeiten verzichten müssten, welche wäre das und warum?
  • Über welche zusätzliche Eigenschaft würden Sie gerne verfügen?
  • Welche Eigenschaft ist Ihre herausragendste?
  • Welche Aufgaben fallen Ihnen leicht und warum?
  • Über welche Stärken müsste jemand verfügen, der Sie interimsmäßig vertritt?

Andere Personaler gehen sogar noch subtiler vor und stellen beispielsweise folgende Frage:

  • Können Sie von einer Situation berichten, die Sie in Ihrem bisherigen Job gemeistert haben und von der Sie glauben, dass ein anderer daran gescheitert wäre?

Darüber hinaus sind auch sogenannte Skalenfragen bei Personalern beliebt und gelten als probates Mittel, die Stärken und Schwächen eines Bewerbers herauszukitzeln. Ein Beispiel:

  • Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie würden Sie Ihre … bewerten?

Was die meisten Bewerber nicht wissen: Werte unterhalb von 7 werden in der Regel bereits als Schwäche ausgelegt. Man sollte also niemals einen niedrigeren Wert angeben. 10 wirkt indessen schnell überheblich. Es empfiehlt sich daher, bei solchen Skalenfragen Werte von 7 bis 9 anzugeben.

Besonders gewiefte Personaler fragen die Stärken und Schwächen während des Vorstellungsgesprächs mehrmals auf unterschiedliche Weise ab. Dadurch erhalten sie ein besonders detailliertes Bild von den Qualitäten des Bewerbers und überprüfen insgeheim den Wahrheitsgehalt des Gesagten. Potenziell widersprüchliche Antworten entlarven sie auf diese Weise sofort. Du solltest also unbedingt auch in puncto Schwächen offen und ehrlich sein.

Tipp 3: Stärken richtig benennen

Wie du deine eigenen Stärken analysierst, haben wir dir bereits erklärt. Nun möchten wir dir noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie du diese Stärken richtig benennst.

  • Bescheiden sein: Sich der eigenen Stärken bewusst zu sein, zeugt von Selbstbewusstsein und Selbstreflektiertheit. Die eigenen Fähigkeiten und sich selbst in den Himmel zu loben, ist jedoch unangebracht und kann schnell arrogant wirken. Der Grat zwischen Selbstbewusstsein und Selbstherrlichkeit oder gar Selbstüberschätzung ist schmal. Überheblichkeit ist in einem Vorstellungsgespräch absolut fehl am Platz.
  • Ehrlich sein: Schlimmer noch als sich über den grünen Klee zu loben, ist es mit Stärken zu prahlen, die man eigentlich nicht besitzt. Wer mit Eigenschaften prahlt, über die er gar nicht verfügt, läuft stets Gefahr, dass ihm diese Angaben wie ein Bumerang um die Ohren fliegen. Schließlich gilt es irgendwann, die geweckten Erwartungen zu erfüllen. Mit Eigenschaften zu prahlen, über die du gar nicht verfügst, ist daher stets eine gefährliche Gratwanderung.
  • Unbedingt authentisch bleiben: Zwar möchtest du dich natürlich gut verkaufen, realistisch müssen deine Angaben allerdings dennoch sein. Daher solltest du keine Stärken erfinden, von denen du glaubst, dass der Personaler sie gerne hören möchte. Vielmehr solltest du dich auf deine eigenen, tatsächlichen Stärken konzentrieren.
  • Stärken mit Beispielen belegen: Um den Personaler nachhaltig von den eigenen Fähigkeiten zu überzeugen, gilt es nicht nur diverse Schlagworte in den Raum zu werfen, sondern die Stärken auch zu belegen. Es genügt nicht, sich selbst alle möglichen Attribute zuzuschreiben, die Personaler gerne hören. Vielmehr sollten diese Attribute immer auch „mit Leben gefüllt“ und anhand eines Beispiels (z.B. aus einer vorherigen Anstellung) bewiesen werden. Durch die Einbettung der genannten Stärken in konkrete Beispiele gewinnt das Gesagte an Glaubwürdigkeit und du arbeitest bestenfalls ein Alleinstellungsmerkmal heraus.
  • Stärken mit Anforderungen der Stellenausschreibung abgleichen: Je besser die Stärken zur Stelle passen, desto höher die Erfolgschancen. Daher solltest du diejenigen Stärken nennen, die dich als Person wirklich auszeichnen und die zugleich für die ausgeschriebene Stelle relevant sind. Stelle also bereits im Vorfeld einen Kontext zwischen den persönlichen Stärken und den Anforderungen des Unternehmens her.

Tipp 4: Schwächen richtig benennen

Auch vermeintliche Schwächen wollen richtig benannt werden. Denn: Eine Schwäche muss kein Nachteil sein. Im Gegenteil. Mit folgenden Tipps gelingt es dir, deine Schwächen gut zu verkaufen.

  • Schwächen abmildern: Schwächen zu benennen, fällt vielen schwer. Vor allem im Bewerbungsgespräch. Wer gesteht sich und anderen schon gern ein, dass er in manchen Dingen womöglich nicht so gut ist!? Leichter fällt das, wenn man diese Schwächen durch Zusätze wie „hin und wieder“, „gelegentlich“, „stellenweise“ et cetera einschränken und somit ein wenig abmildern kann. Du solltest deine Schwächen also klar benennen (das zeugt von Selbstreflektiertheit), aber ruhig auch ein Stück weit relativieren.
  • „Manko“ ausgleichen: Eine Schwäche zuzugeben, zeugt von Ehrlichkeit und einem selbstkritischen Charakter. Geht man im Anschluss an das Benennen der Schwäche direkt darauf ein, wie man dieser Schwäche Herr zu werden versucht, lässt dies zudem auf Selbstengagement und Motivation schließen. Wer bereit ist, an seinen Schwächen zu arbeiten und bereits konkrete Strategien entwickelt hat, kann damit beim Arbeitgeber punkten. Personaler schätzen Bewerber mit einem selbstengagierten Charakter.
  • Schwäche mit Stärke kombinieren: Gelingt es dir, eine Schwäche geschickt mit einer Stärke zu kombinieren, bleibt dem Personaler in der Regel weniger die Schwäche, sondern vor allen Dingen die Stärke im Gedächtnis. Wenn du eine Schwäche klar und deutlich benennst, anschließend jedoch ein kurzes „ABER“ anfügst und eine Stärke mitlieferst, signalisierst du dem Personaler dadurch, dass du aufrichtig bist, dich selbst gut einschätzen kannst und dich stetig weiterentwickeln möchtest.

Mit der Aufforderung, im Bewerbungsgespräch etwas über persönliche Stärken und Schwächen zu erzählen, zielen Personaler vor allem darauf ab, sich die folgenden drei Fragen zu beantworten:

  1. Verfügt der Bewerber über eine gute Selbsteinschätzung?
  2. Hat sich der Bewerber bereits im Vorfeld Gedanken über die ausgeschriebene Position gemacht und ist somit gut vorbereitet?
  3. Ist der Bewerber in der Lage den Kontext herzustellen zwischen seinen Stärken und den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle?

Tipp 5: Die größten Fehler vermeiden

Die Frage nach den persönlichen Stärken und Schwächen beinhaltet also viele Stolpersteine. Damit du diese Hürde im Bewerbungsgespräch meisterst, möchten wir dich im Folgenden gern noch auf die größten Fehler hinweisen, die es unbedingt zu vermeiden gilt:

  • Keine Schwächen benennen, die für die angestrebte Position entscheidend sind.
  • Auf keinen Fall Stärken zur Schwäche umdeuten (auch wenn dies in älteren Bewerbungsratgebern empfohlen wird).
  • Keine vorgefertigten Standardphrasen verwenden (wie z.B. „Ich bin zu detailverliebt“), die Personaler bereits zigtausendmal gehört haben. Das wirkt alles andere als authentisch.
  • Humor ist fehl am Platz: Personaler erwarten eine ehrliche und ernsthafte Auseinandersetzung mit sich selbst und den eigenen Schwächen.
  • Nicht unter Wert verkaufen: Du solltest nicht versuchen, Stärken abzuschwächen, um bescheiden zu wirken, sondern selbstbewusst (nicht überheblich!) zu dem stehen, worin du gut bist.
  • Nicht auf Quantität, sondern auf Qualität setzen: Du solltest nicht versuchen mit einer langen Liste an Stärken zu punkten, sondern stattdessen wenige Stärken auswählen, die dafür gezielt auf die ausgeschriebene Stelle passen.

Fazit

Die Frage nach den Stärken lässt sich in der Regel gut beantworten, beispielsweise indem man im Vorfeld den DISG-Persönlichkeitstest macht oder Familienmitglieder und Freunde um deren Einschätzung bittet. Die Frage nach den Schwächen bereitet Bewerbern hingegen meist größere Schwierigkeiten. Schließlich möchte man sich in einem Vorstellungsgespräch gut präsentieren – und nicht über vermeintliche „Mankos“ sprechen.

Auch wenn es schwerfällt, sollte man die Frage nach den Schwächen jedoch offen und ehrlich beantworten und zu den persönlichen Schwächen stehen. Denn: Personaler schätzen Bewerber, die sich erkennbar mit den eigenen Schwächen auseinandersetzen. Schwächen zuzugeben und daran zu arbeiten, ist nämlich durchaus auch ein Zeichen von Stärke. So zu tun als hätte man keine Schwächen, ist hingegen nicht nur nicht authentisch – das kauft einem auch kein Personaler ab.

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