Gute & schlechte Fragen beim Vorstellungsgespräch

„Möchten Sie noch etwas wissen?“ Gegen Ende des Vorstellungsgespräches bekommst du die Gelegenheit, selbst Fragen zu stellen. Eine Chance, die du dir nicht entgehen lassen solltest. Zum einen zeigen Rückfragen, dass du an dem Job wirklich interessiert bist. Zum anderen kannst du so an zusätzliche Informationen herankommen. Aber Vorsicht: Nicht jede Frage ist für jeden geeignet!

Um sinnvolle Rückfragen beim Vorstellungsgespräch stellen zu können, brauchst du fundiertes Wissen über den jeweiligen Job und das Unternehmen. Das erfordert Vorbereitung. Die Informationen aus der Stellenanzeige solltest du parat haben. Beschäftige dich vor dem Vorstellungsgespräch unbedingt mit der Website des Unternehmens, recherchiere im Internet und lies verfügbare Presseberichte. Je mehr du in Erfahrung bringen kannst, desto besser. Überlege dir im Vorfeld fünf bis acht gute Fragen, die du auswendig lernst. Vermutlich wirst du sie nicht alle stellen können. Zwei bis vier Fragen sind in der Regel genug. Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass einige der vorbereiteten Punkte während des Gespräches automatisch zur Sprache kommen werden. Einige Fragen solltest du also in petto haben.

Höre bei eurem Gespräch genau zu. Es wirkt peinlich, wenn du später etwas erfragst, was zu Beginn bereits zur Sprache gekommen ist. Mach dir ruhig Notizen.

Warum es sinnvoll ist, selbst Fragen beim Vorstellungsgespräch zu stellen

Spätestens in dem Moment, in dem der Bewerber selbst nachhakt, wird aus einem mitunter doch etwas einseitigem Vorstellungsgespräch ein echter Austausch. Beide Seiten prüfen, ob alles passt.

  • Du signalisierst deinem potentiellen Arbeitgeber echtes Interesse an der Stelle.
  • Du stellst deine Kommunikationsfähigkeiten unter Beweis. Der Personaler erkennt sofort, wie geschickt du fragst. Oft macht der Ton die Musik. Wirkst du sympathisch? Wie beharrlich bist du? Auch, ob du tatsächlich aufmerksam und aktiv zuhören kannst, wird innerhalb eures Austausches deutlich.
  • Du zeigst durch Rückfragen im Vorstellungsgespräch, dass du dich mit dem Unternehmen, seiner Geschichte und seinen Zielen eingehend beschäftigt hast. Schließlich willst du es demnächst nach außen vertreten. Es verrät Engagement, wenn du dich bereits ein Stück weit eingearbeitet hast.
  • Du erscheinst gut vorbereitet. Offenbar bist du jemand, der seine Termine ernst nimmt. Damit sammelst du Pluspunkte.
  • Du vermittelst, dass du deine Karriere bewusst planst und nicht einfach „irgendwo“ hin gehst, frei nach dem Motto: „Ich mache alles, Hauptsache, es bringt Geld.“
  • Du kannst mit genaueren Informationen eine bessere Entscheidung für oder gegen die Stelle treffen. Beispielsweise erfährst du Näheres zu deinen Kollegen, Vorgesetzten und Chefs.
  • Du kannst ein Stück weit einschätzen, ob du dich in diesem Unternehmen wohlfühlen würdest.
  • Du findest heraus, ob du den an dich gestellten Erwartungen gerecht werden kannst und willst.

Als Bewerber die Fragen dem eigenen Status anpassen

Deine Qualifikation entscheidet über die Art deiner Fragen. Ein Praktikant hat dazu weniger Spielraum als ein qualifizierter Bewerber, der die Stelle wechseln möchte. Bewirbst du dich für einen Job als Führungskraft, darfst du selbstverständlich deutlich härter und kritischer nachbohren.

Dementsprechend sind allerdings auch die Erwartungen seitens des Unternehmens: Wer ein Schülerpraktikum absolvieren möchte, darf ruhig simple Fragen stellen. Dabei werden Ungeschicklichkeiten bei Formulierungen eher verziehen, als wenn sich ein gestandener Bewerber während des Vorstellungsgesprächs einen gravierenden Fauxpas erlaubt.

Gute Fragen für Praktikanten und Auszubildende im Vorstellungsgespräch

  • Was erwarten Sie von mir als Praktikanten? / Wie sollte ein guter Praktikant sein?
  • Wie werde ich eingearbeitet?
  • Wer ist mein Betreuer während des Praktikums?
  • Wie sehen meine Arbeitszeiten aus?
  • Was muss ich bei der Arbeitskleidung beachten?
  • Welche Unternehmensbereiche / Abteilungen lerne ich während meines Praktikums kennen?
  • Wie schätzen Sie die Chance ein, dass ich nach der Ausbildung übernommen werde?
  • Was muss der perfekte Bewerber mitbringen, der sich in Ihrem Unternehmen bewirbt?
  • Welche Chancen habe ich, wenn ich mich nach dem Abitur / nach Abschluss meines Studiums bei Ihnen bewerbe?
  • Wie kann ich mich optimal auf den Praktikumsbeginn / den Berufseinstieg bei Ihnen vorbereiten?

Gute Fragen für Bewerber im Vorstellungsgespräch

Gut geeignet für Rückfragen ist alles, was ins Detail geht und direkt mit deinem Arbeitsplatz und deiner Tätigkeit innerhalb des Betriebs zu tun hat.

  • Wie sieht meine Einarbeitung aus?
  • Können Sie mir meinen Arbeitstag in Ihrem Unternehmen beschreiben? / Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrem Unternehmen aus?
  • Welche Erwartungen haben Sie an mich?
  • Mit welchen Herausforderungen muss ich in den ersten Wochen und Monaten rechnen?
  • Wie sieht mein erstes eigenes Projekt aus?
  • Darf ich meinen zukünftigen Arbeitsplatz besichtigen?
  • Welche beruflichen Entwicklungsperspektiven oder Aufstiegsmöglichkeiten habe ich bei Ihnen?
  • Welche Ziele strebt Ihr Unternehmen langfristig / in den nächsten Jahren an? (Nur fragen, falls das nicht auf der Website ersichtlich ist!)
  • Wie flexibel sind meine Arbeitszeiten? Gibt es für mich die Möglichkeit, teilweise vom Home-Office aus zu arbeiten? Gibt es Vertrauensarbeitszeit?
  • Wie wird die Arbeitszeit erfasst?
  • Finden regelmäßige Feedback- oder Mitarbeitergespräche statt?
  • Besteht für mich die Möglichkeit, auch international eingesetzt zu werden? (Nur fragen, wenn du dir das wünscht und weißt, dass das Unternehmen Filialen in anderen Ländern unterhält.)
  • Wie kann ich mich am besten auf den Arbeitsbeginn vorbereiten?
  • Werden Führungskräfte in Ihrem Unternehmen vor allem intern oder extern rekrutiert?

Gute Fragen für Führungskräfte

Wer als Manager in leitender Position tätig sein will, muss sich mit den Unternehmenszielen identifizieren und sie konsequent umsetzen. Dein Verantwortungsbereich ist entsprechend groß. Das bedeutet für dich, dass du kritischer und direkter nachfragen darfst. In der Regel wird von dir erwartet, dass du für Neuerungen sorgst. Dafür musst du alte Fehler und Versäumnisse analysieren und aktiv etwas zur Verbesserung der Unternehmenssituation beitragen.

Dein Ton sollte selbst bei Detailfragen, die ans Eingemachte gehen, dennoch freundlich und höflich bleiben. Wenn du deine Fragen in „Ich-Botschaften“ verpackst, wird sich der Personaler gleich weniger angegriffen fühlen. Auch eigene Erfahrungen kannst du kurz (!) einfließen lassen.

  • Wie lange hat mein Vorgänger auf dieser Position gearbeitet und welche Unternehmensziele hat er umgesetzt?
  • Welche seiner Neuerungen wurden von den Mitarbeitern / Kunden positiv aufgenommen, welche stießen auf Gegenwehr?
  • Welches Budget steht zur Umsetzung von X zur Verfügung?

Schlechte Fragen im Vorstellungsgespräch

1. Fragen, deren Antworten du mit etwas Recherche selbst herausfinden kannst

  • Was genau wird hier eigentlich hergestellt? / Welche Dienstleistungen bieten Sie an? / In welcher Branche sind Sie tätig?
  • Wie viele Menschen arbeiten in Ihrem Unternehmen?
  • Wann wurde die Firma gegründet?
  • Haben Sie Niederlassungen im Ausland?

All das sind keine sinnvollen, sondern eher peinliche Fragen, denn die Antworten findest du in der Regel auf der Website des Unternehmens. Der Personal weiß sofort, dass du dich nicht ausreichend auf das Gespräch vorbereitet hast. Daraus schlussfolgert er, dass dein Interesse an der Stelle gering ist. Selbst, wenn dem nicht so ist: Damit schießt du dich ins Aus.

2. Fragen nach eigenen Annehmlichkeiten

  • Wann bekomme ich Urlaub?
  • Kann ich hin und wieder freinehmen?
  • Wann kann ich mit einer Gehaltserhöhung rechnen?
  • Zählen meine Rauchpausen als Arbeitszeit?
  • Kann ich während der Arbeitszeit zum Arzt / zur Krankengymnastik gehen?
  • Werden die Rechner daraufhin geprüft, ob jemand während der Arbeitszeit privat im Internet surft?

Fast jeden Arbeitnehmer interessieren diese Dinge. Wissen musst du all das auf jeden Fall. Es wirkt allerdings nicht besonders engagiert, wenn du während des Vorstellungsgesprächs deine oberste Priorität auf Ferien, Geld und Freizeitaktivitäten legst. Heb dir diese Fragen für einen späteren Zeitpunkt auf.

3. Geschlossene Fragen, die nicht zur Entwicklung eines Gesprächs geeignet sind

    • Ist mein zukünftiges Team nett?
    • Ist mein direkter Vorgesetzter umgänglich?
    • Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten in Ihrem Unternehmen?

Auf geschlossene Fragen kann man nur mit „ja“ oder „nein“ antworten. Damit kommst du kaum an brauchbare Informationen. Schlimmstenfalls gerät das Gespräch sofort wieder ins Stocken. Außerdem wird der Personaler kaum etwas Negatives zu deinem Team, deinem zukünftigen Vorgesetzten oder dem Chef sagen.

Formuliere solche Fragen offen:

      • Was können Sie mir über mein zukünftiges Team erzählen?
      • Gibt es etwas, das ich über meinen direkten Vorgesetzten wissen sollte?
      • Welche Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen in Ihrem Unternehmen?

Darauf wird der Personaler vermutlich ausführlicher eingehen. So bringst du mit etwas Glück und aktivem Zuhören wirklich Details ans Licht, die dich weiterbringen.

Fazit

Das Vorstellungsgespräch gibt dir als Bewerber die Möglichkeit zu prüfen, ob du dir eine Berufstätigkeit dort vorstellen kannst. Hake nach bei den Dingen, die dir wichtig sind. Wenn du die richtigen Fragen stellst und dabei freundlich, sympathisch und respektvoll bleibst, kann beinahe nichts schiefgehen. Viel Glück!

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